Bäder-Betriebe: Flut von anonymen Beschuldigungen

■ Der Betrugsskandal im Prinzenbad löst eine Flut von anonymen Anrufen und Briefen an die Berliner Bäder-Betriebe aus. Bei der Polizei sind bisher aber keine Anzeigen eingegangen

Nach dem Betrugsskandal im Prinzenbad werden die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) mit Anrufen und anonymen Schreiben bombardiert, in denen Mitarbeiter anderer Bäder ähnlicher Vergehen beschuldigt werden. Im Prinzenbad wurden vor zwei Wochen zwölf Mitarbeiter entlassen, unter ihnen der Badebetriebsleiter. Ihnen werden Unterschlagungen in Höhe von mehreren 100.000 Mark vorgeworfen. Sie sollen seit Juli vergangenen Jahres an jedem Öffnungstag zwischen 1.000 und 5.000 Mark veruntreut haben, indem sie Eintrittskarten mehrfach verkauft und Jahreskarten gefälscht haben.

„Wir erhalten seitdem ganz massiv Anrufe und Briefe“, sagte gestern BBB-Sprecher Manfred Radermacher zur taz. Bädermitarbeiter würden „übelst beschimpft“ und beschuldigt, keine Karten ausgegeben zu haben. „Dem können wir nicht nachgehen“, stellt Radermacher klar. „Die Leute sollen aus der Anonymität herauskommen und Anzeige bei der Kripo erstatten“, fordert er. Solange nicht „Roß und Reiter“ genannt werden, „werden wir nicht nervös“. Die Bäder-Betriebe hätten „die verdammte Pflicht“, sich schützend vor ihre Mitarbeiter zu stellen. Die „überwiegende Mehrheit“ mache ihren Job gut.

Nachdem BBB-Geschäftsführer Günter Kube kürzlich vermutet hatte, daß die Betrügereien im Prinzenbad „nur die Spitze eines Eisberges“ seien, sagte Radermacher gestern: „Das kann wahrscheinlich sein.“ Erst vor zwei Monaten wurde ein Mitarbeiter des Stadtbades Märkisches Viertel entlassen, weil er mehr als 20.000 Mark veruntreut haben soll.

In einem Schreiben, das mit „Ihre ehrlichen Steuerzahler und Kollegen, Kolleginnen“ unterzeichnet ist und das der taz vorliegt, werden mehrere Mitarbeiter des Kombibades in der Seestraße in Wedding beschuldigt, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben und sich mit Eintrittsgeldern Häuser in Spanien gekauft zu haben. Die Bäder-Betriebe wüßten davon und kehrten die Sache unter den Teppich, heißt es weiter in dem Brief. „Das sind Spekulationen, daran will ich mich nicht beteiligen“, kommentiert Radermacher das anonyme Schreiben.

Bisher sind bei der Polizei noch keine Anzeigen eingegangen, sagte gestern ein Sprecher zur taz. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Prinzenbad sind laut Justizsprecher Matthias Rebentisch noch nicht abgeschlossen.

Noch bis zum Ende der Badesaison kontrollieren Wachschützer an allen Bäderkassen die Jahreskarten der Badegäste. Nach Angaben von BBB-Sprecher Radermacher sind die Wachschützer aufgrund des schlechten Wetters und der wenigen Badegäste jedoch nur „in Einzelfällen“ fündig geworden und auf gefälschte Karten gestoßen, die von Mitarbeitern des Prinzenbades verkauft worden waren.

Der Betrug mit mehrfach verkauften Eintrittskarten wird bald nicht mehr möglich sein. Denn bis zum Jahr 2000 wollen die Bäder- Betriebe alle 77 Frei- und Hallenbäder mit computergesteuerten Kassen ausgerüstet haben. Seit Anfang des Jahres 22 Bäder damit ausgestattet wurden, sind die Besucherzahlen um 10 bis 15 Prozent angestiegen. Barbara Bollwahn