Wer ist CUS?

Der Mann ist Ende 30, gelernter Jurist und lebt in München. Arbeitet als Werbetexter und Journalist, hauptberuflich aber als Rätselmacher, unter anderem für Zeitschriften (Amica, Playboy, Stern), die ZDF-Serie „IQ-Denksport“ und das Millenniumrätsel von Geo.

Vor allem aber seit 1990 für das „Rätselrennen“ im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Dieses startet kommenden Freitag zum 10. Jubiläum. CUS rät Interessierten schon jetzt taz-exklusiv, „gut beraten“ sei, „wer den eigenen Reisepass bereithält“.

Gehirnjogging, detektivische Kombinationslust und cleveres Umdribbeln von logischen Fallen faszinierte die Menschen, seit man darüber grübelt, ob alle Kreter lügen, wenn sie sagen, sie lügen. Das Rätsel, älteste Form der Volksdichtung, gibt es seit über 3.000 Jahren und es kommt aus dem Orient.

Im Mittelalter konnten sich Gefangene vor dem Galgen retten, wenn sie im letzten Moment ein tückisches Halslösungsrätsel beantworten konnten. Schiller und Goethe sollen sich gegenseitig Rätsel gestellt haben, und zwar in Form von Scharaden und Wortspielen.

Die Londoner Times lästerte schon 1924, in den USA gingen fünf Millionen Arbeitsstunden wegen der neuen Manie des Kreuzworträtselns verloren. Heute werden hierzulande annähernd hundert Millionen Mark mit Rätselheften umgesetzt. 16 Millionen Deutsche spielen Lotto, aber 42 Millionen lösen Kreuzwort & Co.

Auf Topniveau das Ratefieber: 1994 verkaufte Langenscheidt 45.000 Stück seines Goldwörterbuchs. Als das Zeit-Magazin eingestellt wurde, schien die Leser nichts mehr zu schrecken als das befürchtete Ende der Rubrik Um die Ecke gedacht.

Das dreiwöchige Sommerrätsel im SZ-Magazin machen jedes Jahr mehrere zehntausend RaterInnen mit. Zuletzt fanden 3.500 die richtige Lösung. Im Bundestag wollten 1995 zwei Grünen-Abgeordnete, selbst besessene Rater, mit einer Kleinen Anfrage wissen, wie viele Arbeitsstunden mit dieser Art „informeller Weiterbildung“ in den einzelnen Ministerien verbraucht werden. Eine ernsthafte Antwort ist nicht bekannt.

Wohl aber rechnete 1996 ein Unternehmensberater aus, daß allein für das SZ-Magazin, geschätzt, jedes Jahr 240.000 Arbeitstage Ratearbeit draufgehen. Bernd Müllender