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: MUMIE II

Die heutzutage wirklich gute Nachricht steht erst ganz hinten im Presseheft, und sie heißt: „Die Mumie kehrt zurück“ nicht nur ins Kino, sondern auch auf den „Gameboy Color“. Auf dreiundzwanzig Levels kann sich der Computerspieler bewegen, und am Ende hat er wahrscheinlich genauso den Faden der Geschichte verloren wie der Besucher des Filmspektakels, falls da jemals so etwas war wie eine Geschichte.

Doch deswegen sollte sich niemand grämen. Die Story ist das Letzte, das hier interessiert. Denn hier geht es um Action. Und zwar so viel Action, dass ein Indiana-Jones-Film dagegen aussieht wie die Verfilmung einer Novelle von Henry James. Sagte jedenfalls die New York Times, als der Film letztes Jahr in den USA in die Kinos kam. Falls das Computerspiel also diese Action rüberbringen kann, muss es großartig sein. Falls. Doch da ist noch immer der Gott des Kinos davor. (Und, nein, wir meinen mit ihm – trotz Super Cannes – nicht den Herrn Godard.) Irgendeinen Grund muss es ja noch geben, warum nicht gleich von vorneherein nur noch Spiele produziert werden.

Was die Geschichte betrifft, hat derjenige Filmfan Vorteile, der schon die „Die Mumie“ gesehen hat und mit den Charakteren vertraut ist. Die Besetzung ist nämlich gleich geblieben, und das gibt dann schon etwas Halt in der allgemeinen Unübersichtlichkeit: Der Abenteurer Rick O'Connell wird wieder von Brendan Fraser gespielt, die Ägyptologin Evelyn ist erneut Rachel Weisz; beide haben seit der letzten Erweckung der Mumie geheiratet und inzwischen einen achtjährigen Sohn Alex (Freddie Boath).

John Hannah als Evelyns exzentrischer Bruder ist wieder da, und Arnold Vosloo als die Mumie des Priesters Imhotep kommt auch wieder zu Leben. Dieses Mal muss die Mumie den Scorpion King alias World Wrestling Federation Star Dwayne „The Rock“ Johnson besiegen, um danach mit den Armeen des Gottes Anubis die Apokalypse in die Welt zu bringen. Imhoteps Vorhaben wird nun nicht nur durch den Fakt erschwert, dass der Scorpion King ein Schwergewicht ist, sondern vor allem dadurch, dass der kleine Alex das von ihm dringend benötigte Armband des Anubis trägt. Deswegen wird Alex auch von den Anhängern Imhoteps entführt, was dazu führt, dass er ständig fragt: „Sind wir jetzt endlich da?“

Natürlich sind wir in einem solchen Film niemals endlich da. Davor stehen mörderische Mumienarmeen in einem Londoner Doppeldeckerbus, der am Ende seiner Fahrt so etwas wie ein Cabriobus geworden ist; stehen noch mörderischere Pygmäenskelette und sonstige insektenartige Krieger sowie gigantische Springfluten. Enorme Specialeffects also aus dem Labor von Industrial Light & Magic, die mal beeindruckend, oft gruselig und mindestens so oft unfreiwillig komisch sind. Es soll eine Regel geben, die besagt, dass es noch nie einen guten Film gab, in dem ein Heißluftballon vorkam. Izzys (Shaun Parkes) fabelhaftes Fluggerät zeigt: Den gibt's eben nur in gutem Trash. BWG

„Die Mumie kehrt zurück“, Buch und Regie: Stephen Sommers. Mit Brendan Fraser, Rachel Weisz, Arnold Vosloo u. a., USA 2000, 123 Min.