Hochglanz in der leeren Mitte

Auf dem Schlossplatz dürfen Geld gebende Bauherren mit Plänen und Bildern ihrer Projekte strahlen. Denn Dank ihnen ist es hier bekanntlich schöner als anderswo

Hinter dem Bauzaun auf dem Schlossplatz bröckelt der Palast der Republik. Davor erscheint Berlin seit Mittwoch in seinem ganzen, neu erworbenen Hauptstadtstolz. Das Projektbüro Neues Berlin hat dort eine Openair-Ausstellung über „Werden und Wachsen der Metropole“ angepinnt. Immer am Bauzaun entlang werden bis Februar Fotos von funkelnden neuen Gebäuden gezeigt, die in den letzten zehn Jahren in der Stadt errichtet wurden oder werden. Damit sich die Touristen auf dem Weg vom Alex zum Brandenburger Tor nicht so langweilen.

Da die Drucke graffiti- und wetterfest sein müssen und nachts beleuchtet werden, ist die Ausstellung keine billige Angelegenheit. 14 Sponsoren brachten insgesamt eine halbe Million Mark zusammen. Nicht aus reiner Gutwilligkeit: Auf 130 Metern sollen die Passanten bewundern, was die Geld gebenden Firmen für Berlin gebaut haben oder planen – den Großflughafen Schönefeld, das Postareal am Ostbahnhof, Berlin als europäische Bahndrehscheibe etc. Das pflegt das Image. Mit der Debatte über die Zukunft des leer stehenden Schlossplatzes habe das Ganze nichts zu tun. „Das überlassen wir der Expertenkommission“, zog sich Projektleiter Karl-Heinz-Kraemer bei der Eröffnung flink aus der Affäre.

Volker Hassemer, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Partner für Berlin, die das Projekt unterstützt, hält Berlin trotz leerer Mitte für den Mittelpunkt der Welt. Zumindest will er mit der Ausstellung allen klar machen: „Es ist ein Fehler, sich nicht für Berlin zu interessieren. Dies ist eine Aufforderung an alle, die woanders ihre Zeit verbringen. Vielleicht wäre Berlin auch für sie eine gute Idee.“ ALL