Darf man in Achim keine Moschee bauen?

■ Vorerst Baustopp / Der Nachbar und Beschwerdeführer gegen den Bau der Achimer Moschee baute illegal auf dem Grundstück der Moschee

Anfang August sollten die Dachdecker kommen, statt dessen kam ein Baustopp: Die muslimische Gemeinde in Achim darf derzeit ihre Moschee nicht weiterbauen.

Die Fensterbögen in der weißen Fassade vermitteln schon einen Hauch von Orient und verraten, was hier entstehen könnte. An sich ist diese Moschee in Achim nichts Neues, die muslimische Gemeinde hat seit Jahren hier ein altes Gebäüde des Roten Kreuzes als Gebetshaus genutzt. Eigentlich geht es ja auch nur um eine Erweiterung und Neugestaltung dieses Gebäudes.

In der Nachbarschaft wird das aber ganz anders gesehen. Bereits jetzt sei das Verkehrsaufkommen durch den alten Gebetsraum ungewöhnlich hoch und die Parkplätze knapp, beschweren sich die Nachbarn.

Yasar Coban, Vorstandsmitglied der muslimischen Gemeinde, widerspricht. „Wenn der Umbau abgeschlossen ist, werden wir über 15 Parkplätze auf dem Gelände zur Verfügung haben“, wendet er ein. Die Besucherzahlen betrügen an guten Tagen höchstens 30 Gemeindemitglieder, von denen nicht alle mit dem Auto kämen, da einige in der unmittelbaren Umgebung wohnen.

Das Verwaltungsgericht in Stade hat dennoch auf Antrag des Nachbarn Karl-H. Brandt einen vorläufigen Baustopp verhängt. Der Kläger wunderte sich über den Umfang des geplanten Anbaus, der die Nutzfläche des Gebäudes auf über 200 Quadratmeter vergrößert. Rechnet die Gemeinde vielleicht doch mit einem wesentlich größeren Besucherandrang? Das Gericht sah Klärungsbedarf.

Yasar Coban widerspricht auch hier. „Zum einen hat unsere Gemeinde nur knapp 60 Mitglieder, darunter auch Kinder, zum anderen ist die Größe einer Kirche doch unabhängig von der Zahl der Besucher.“ Man wolle die zusätzlichen Räumlichkeiten nutzen, um separate Treffpunkte für die einzelnen Mitgliedergruppen zu ermöglichen. Auch eine Teestube soll eingerichtet werden, dazu kommen noch Büro- und Wohnräume. Zum Hauptgebet am Freitag sowie zu größeren Festen zweimal im Jahr wären vielleicht mehr Besucher zu erwarten, aber das sei bei christlichen Kirchen prinzipiell ja nicht anders.

Auch der Architekt der neuen Moschee, Asur Yilmaz, wundert sich. „In jede Kirche kommen Menschen, und niemand beschwert sich“, findet er. Zumal es sich keineswegs um ein reines Wohngebiet handele. Gegenüber vom gestoppten Moschee-Bau hat sich ein Tapetenhandel niedergelassen, ein Stück weiter gibt es eine Wäscherei in der Strasse.

Bei der Überprüfung des Nachbarschaftskonfliktes stellte das Bauamt Verden jetzt fest, dass der klagende Nachbar Brandt seinen Anbau „illegal gebaut“ hat, wie das Bauamt gestern gegenüber der taz bestätigt, und seine Garten-Mauer 31 Zentimeter weit über seine Grundstücksgrenze hinaus gebaut hatte.

Für die muslimische Gemeinde ist die Geschichte auch deshalb besonders ärgerlich, weil sie schon einmal den Kürzeren gezogen hat: Im Februar diesen Jahres stellte sie eine Bauvoranfrage für die Errichtung eines 20 Meter hohen Minaretts auf dem Grundstück. Der Rat der Stadt Achim wies dieses Ansinnen jedoch mit der Begründung zurück, das Vereinsheim der Muslime würde damit den Charakter einer überregionalen Moschee bekommen und ein hohes Verkehrsaufkommen nach sich ziehen. Morgendliche Muezzin-Rufe spielten dabei jedoch keine Rolle – die Gemeinde hatte ausdrücklich erklärt, das dergleichen nicht geplant sei.

„Ich habe in Bremen und in Nienburg Moscheen gebaut, auch mit Minarett“, sagt Architekt Asur Yilmaz, „aber nie hatte ich solche Probleme wie in Achim.“

Bodil Elstner