China lässt eigene Magnetschwebebahn rollen

Bahn bringt maximal 100 Stundenkilometer. Deutsches Konsortium befürchtet keine Konkurrenz zu laufendem Transrapid-Projekt

PEKING taz ■ China hat als drittes Land nach Deutschland und Japan eine Magnetschwebebahn entwickelt. Ein erster Versuchszug rollte am Dienstag in Changchun vom Band, berichtete die Pekinger Volkszeitung gestern.

Die Bahn, die ohne Schienenberührung mit Hilfe starker Magnete vorangetrieben wird, kann nach Angaben ihrer Hersteller 60 bis maximal 100 Stundenkilometer fahren. Das chinesische Modell wurde vom Waggonwerk Changchun mit dem Forschungsinstitut für Elektrische Lokomotiven in Hunan und der Verkehrsuniversität in Sichuan entwickelt. Die Waggons sind 11,2 Meter lang und 2,6 Meter breit und haben 28 Plätze.

Anfang dieses Jahres hatte das deutsche Transrapid-Konsortium ThyssenKrupp Schlagzeilen gemacht, als es den Zuschlag für eine 30 Kilometer lange Strecke in Shanghai erhielt. Schon damals gab es Ängste, die Chinesen würden die Transrapid-Technik kopieren und ohne deutsche Hilfe weiterentwickeln. Das Projekt soll über zwei Milliarden Mark kosten und 2003 betriebsbereit sein. Neben direkten Hilfen von 200 Millionen Mark gewährte Berlin auch eine Hermes-Bürgschaft über 1,3 Milliarden.

Premier Zhu Rongji bekräftigte im Sommer gegenüber deutschen Politikern erneut sein Interesse an der deutschen Magnetschwebebahn-Technologie. Falls die Transrapid-Strecke in Shanghai sich bewähre, stellte er den Deutschen den Auftrag für eine Anschlusstrecke über die 1.400 Kilometer zwischen Shanghai und Peking in Aussicht – eine Investition von 50 Milliarden Mark und ein Durchbruch für die Schwebezugtechnik.

Das Transrapid-Konsortium reagierte gelassen auf die Nachricht von Chinas Magnetschwebebahn. Sie sei, so ein Sprecher, „keine Konkurrenz“. Grund: Die chinesische Technologie verbrauche zu viel Energie und werde nie Spitzengeschwindigkeiten erreichen. JUTTA LIETSCH