Du Scheißdäne und anderes Ungemach

Roadmovie mit Modenschau: In Katrin Ottarsdóttir „Bye Bye Bluebird“ kehren zwei Mädchen auf die Faröer heim

Zum Land ohne Getränkedosen, aber mit gutem Bier, gehören auch die Faröer Inseln

„Schrille“ Punkgirls auf den Faröer Inseln suchen ihre Erzeuger: Manche Filme sind wie eine Reise. Entweder weil ihre Geschichte so abenteuerlich ist wie bei Amélie – dann braucht es keine besonderen Schauplätze – oder weil wir im Film durch Länder reisen, die wir wahrscheinlich nie besuchen würden.

Von Dänemark würde Letzteres wohl niemand annehmen. Zum Land ohne Getränkedosen, aber mit gutem Bier, gehören auch die Faröer Inseln. Von den Dänen-Seefahrern irgendwann als strategisch wichtiger Ort erobert, gelten Dänen hier scheinbar nach wie vor als miese Kolonisatoren. Inzwischen dürfen die Faröer wenigstens ihre eigene Sprache wieder an der Schule lernen. Um einen Beruf zu finden, gehen viele dann aber doch nach Dänemark.

„Bye Bye Bluebird“ zeigt zwei Mädchen, die von dort zurück zu den Faröer fahren, um ihre Familien oder das was davon übrig ist, zu besuchen. Der Film wurde schon auf mehreren kleineren Festivals preisgekrönt und findet nun ehrenvollerweise (ein Lob den Verleihern!) doch noch in die Kinos. Die Girls in einer Punkaufmachung, die wirklich das schreckliche Wort schrill verdient, fallen auf den Inseln auf wie, sagen wir, Zebras. Rannva und Barba lernen einen arbeitslosen netten Fischer kennen, der auch so seine Probleme hat. Manchmal trinken alle drei zusammen eine Flasche Wodka leer, und Runi, der Chauffeur der Girls, bekommt was auf die Fresse, weil er eine Hochzeit stört oder irgendwen besucht, der ihm immer schon eine hauen wollte. Schön sind die Momente, wenn die drei vor Bergen und Meer besoffen auf dem blauen abgewrackten Ford Granada rumkrabbeln oder auf den Kotflügel kotzen. Bei jeder zweiten Einstellung haben Rannva (Hildigunn Eydfinsdóttir) und Barba (Sigri Mitra Gaini) andere Klamotten an. Die Modenschau würde in anderen Filmen die Continuity-Leute wahnsinnig machen – schon wieder ein Anschlussfehler. Man hätte gern den Schmink- und Ausstattungswagen bei den Drehs gesehen. Am hübschesten sind die Frauen allerdings, als sie abgeschminkt im Hotel sitzen.

Du Scheißdäne, rotzen sich alle an, die sich nicht mögen. Die Elternreste, die besucht und deren Häuser schon mal mit Kieseln traktiert werden, sind allesamt Rabeneltern. Rannvas Vater hat wohl alle paar Monate die Mütter ausgetauscht – viele meinen ja, das sei nicht gut für die Kinder. Der Vater und die „Mutter“, die immer heult, fahren den Girls dann auch noch hinterher und werden so durch den Anblick ganz vieler unterschiedlicher Punkklamotten gequält. Runi kriegt schon wieder was aufs Maul und keinen Fischkutterplatz. Dann werden auch noch die Eltern von Barba besucht, was auch nicht perfekt läuft.

Um die Sozialkritik vollständig zu machen, tauchen dann noch ein doofer Exfreund und ein Kind auf – Sie dürfen raten, zu wem das Personal gehört. Die Story wirkt ein wenig zu seventies-sozialkitschig, aber die Fahrten mit dem Granada sind trotzdem sehr schön. Auf den Faröer müsste es eigentlich jede Menge Elfen und Feen geben. Die sagen wahrscheinlich dauernd: Verpiss dich, Däne! Was sagt Wolfgang Müller über die Inseln? ANDREAS BECKER

„Bye Bye Bluebird“, Dänemark 1999, Regie: Katrin Ottarsdóttir, im fsk, der Filmbühne am Steinplatz und den Hackesche Höfe, siehe cinema taz