Ethikrat empfiehlt Stammzellenimport

Mit deutlicher Mehrheit spricht sich das Gremium für eine zeitlich befristete Einfuhr embryonaler Stammzellen aus

BERLIN taz ■ Der Nationale Ethikrat spricht sich für den Import embryonaler Stammzellen aus. Ob sich die Forscher freuen können, steht auf einem anderen Blatt – der Rat knüpft seine Zustimmung an strenge Auflagen.

Wie der Ratsvorsitzende Spiros Simitis gestern erklärte, sprachen sich 14 der 23 anwesenden Mitglieder dafür aus. Neun waren dagegen, davon vier aus „prinzipiellen Erwägungen“. Acht der neun sprachen sich für ein Moratorium aus bis 2003. Bis dahin solle geprüft werden, ob nicht ethisch weniger bedenkliche Alternativen möglich sind, wie etwa die Arbeit mit adulten Stammzellen. Für die Herstellung von Stammzellen auch in Deutschland, die bislang rechtlich nicht erlaubt ist, votiert nach Informationen der taz dagegen nur eine kleine Minderheit. Offiziell will sich der Rat dazu erst in einigen Wochen äußern.

Insgesamt acht Auflagen formulierte der Ethikrat für den Import. So dürfen die importierten menschlichen Stammzellen nur aus überzähligen Embryonen aus der künstlichen Befruchtung stammen. Die Eltern müssen zugestimmt, dürfen aber kein Geld erhalten haben. Die Forscher dürfen nicht die Produktion neuer Stammzelllinien in Auftrag geben, sondern müssen auf zum Zeitpunkt des Forschungsauftrages bereits bestehende Linien zurückgreifen. Alle verwendeten Zellen müssen in einer zentralen Instanz registriert werden, eine Ethikkommission soll über jeden Einzelfall entscheiden. Nach drei Jahren soll der Gesetzgeber die getroffene Regelung noch einmal überprüfen.

Einige Mitglieder des Rates hatten versucht, eine Abstimmung zu verhindern. Über Ethik abzustimmen, sagte Bischof Wolfgang Huber der taz, sei „keine Sternstunde des Rates“. URB

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