unterm strich
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Nun stimmt es doch: Mariah Carey muss sich nach einer neuen Plattenfirma umsehen. Die EMI, zu der sie vor nur neun Monaten für die Rekordsumme von 100 Millionen US-Dollar (für das Versprechen auf fünf Alben) gewechselt war, bestätigte nun, ihr noch einmal 28 Millionen gezahlt zu haben, um sie nach nur einer Platte aus ihrem Vertrag zu entlassen. Die erfolgreichste Sängerin der 90er muss man gewesen sein, um solche Abfindungen zu kassieren, die in der Branche freilich als eine Art Todeskuss gewertet werden.

Entsprechende Spekulationen waren zuvor hartnäckig dementiert worden. Doch „Glitter“, das letzte Album der Sängerin, hatte sich weltweit nur zwei Millionen Mal verkauft – gemessen an den 20 Millionen Tonträgern, die etwa 1993 ihr Hit-Album „Music Box“ 1993 abgesetzt hatte, eine Enttäuschung. Dass Mariah Carey sich nach Nervenzusammenbruch und Klinikaufenthalt im letzten Sommer für die EMI als Risikofaktor erwies, dürfte den Entschluss, sie auf diese ungewöhnliche Weise fallen zu lassen, bestärkt haben.

Von der U- zur E-Musik: Die Geigerin Anne-Sophie Mutter, quasi so etwas wie die Mariah Carey der klassischen Musik, hat in einer Dankesrede (für die Verleihung eines Münchner Kulturpreises an sie) nicht weniger als eine Kulturreform gefordert. Diese sei angesichts des traurigen Zustands der Musikerziehung an deutschen Schulen „dringend erforderlich, sonst ist das Erbe Bachs und Beethovens verloren“, sagte die weltberühmte Violinistin, die sich „entsetzt über den Nachwuchsmangel in Deutschland“ zeigte.

Besorgt um das Erbe Brechts und Goethes ist dagegen der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, und zwar wegen der Pisa-Studie. Um die Lesekompetenz deutscher Schüler zu fördern, hat deren Vorsteher Dieter Schormann einen Krisenstab einberufen, um Strategien auszubrüten, die Kinder wieder zum Buch greifen lassen. Auch ein Lesebuch mit Texten aus „Harry Potter“ oder „Herr der Ringe“ könne helfen, Kinder zum Lesen zu verführen, meinte Schormann. Haben die das denn nicht schon längst gelesen?