Der Traum von der Karibik

Eine Ansammlung von coolen Einzeilern: David Mamets „Heist“ funktioniert am besten als ein Film übers Älterwerden. Diese menschliche Schwäche ist die einzige positive seiner reichlichen Schwächen

von ANDREAS BUSCHE

David Mamet hat seine schlechte Laune in Hollywood mittlerweile kultiviert. Und der Betrieb reagiert mit verständnisvollem Gleichmut auf seine notorischen Nörgeleien, ab und zu springt dafür dann ein neuer Auftrag raus, meist als Drehbuchschreiber, in letzter Zeit auch wieder öfter als Regisseur. Zweifellos gehört Mamet zu den wenigen Menschen, die heute noch etwas Substanzielles zum Kino beizutragen haben, er ist einer, dessen Kritik man sich einfach leisten muss. Es ist die Essenz des Theaters, die er predigt: Vereinfachung, Konzentration, Intuition, Selbstkontrolle. Alles Arbeitsmodi, die seine eigenen Filme so altmodisch und behäbig wirken lassen; genau darin liegt aber auch ihre Genauigkeit. Die innere Dynamik entwickelt sich bei ihm zwischen den Figuren.

Gemessen an den eigenen Ansprüchen zeigt Mamets neuer Film „The Heist“ allerdings einige gravierende Schwächen. Seine unglamouröse und nüchterne Kinoästhetik ist besonders anfällig für die kleinsten stilistischen Mängel. In letzter Zeit unterliefen sie Mamet öfter. Am besten funktioniert „The Heist“ als Film übers Älterwerden. So ähnlich fühlt er sich nämlich auch an. Gene Hackman, Delroy Lindo, Ricky Jay (als in die Jahre gekommene Gangster) und Danny DeVito (als ihr Auftraggeber Bergman) bewegen sich wie mit einem leichten Anflug von Demenz durch den Film: Die Coolness-Codes der Gangster beherrschen sie noch ganz passabel, aber richtig abnehmen kann man sie ihnen nicht mehr. Hackmans Joe Moore will sich auch endlich aus seinem Job zurückziehen, um mit seiner jungen Frau Fran (Rebecca Pidgeon) die Karibik runterzuschippern. Wie man sich denken kann, ist das aber gar nicht so einfach.

Der Überfall, mit dem „The Heist“ eröffnet, ist in seiner Stringenz noch als klarer Mamet zu identifizieren: Das Timing ist perfekt, die Bewegungen bleiben minimalistisch wie im klassischen „Caper“; und die traumwandlerischen Schnittfolgen erinnern an die Zockerszenen aus „Haus der Spiele“. Diese ersten zehn Minuten bleiben auch die besten des gesamten Films. Der Rest ist eine einzige Katastrophe.

Das gilt vor allem für das Drehbuch, eine Ansammlung von coolen Einzeilern, die auf Dauer etwas ermüdet. Den besten hat DeVito abgekriegt: „Everybody needs money. That’s why they call it money!“ Einige schöne, nachvollziehbare Lebensweisheiten, die „The Heist“ enthält, hätte Mamet sich auch für seine nächste Essaysammlung aufheben können.

„The Heist – Der letzte Coup“. Regie: David Mamet. Darsteller: Gene Hackman, Danny DeVito, Sam Rockwell. USA 2001, 107 Minuten