Computerkids im Visier

Nach dem Erfurter Amoklauf haben sich Politiker auf gewalttätige Videospiele eingeschossen. Heute trifft sich der Kanzler deswegen mit Computerspiel-Herstellern und Internetanbietern

BERLIN taz ■ Knapp drei Wochen nach dem Amoklauf von Erfurt zeichnen sich inzwischen weitere politische Konsequenzen ab: Nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder kürzlich schon diverse Fernsehchefs zu sich ins Kanzleramt lud, um über die Konsequenzen aus Erfurt für das tägliche Fernsehprogramm zu sinnieren, sind nun die Anbieter von Videospielen und von Internetprovidern dran: Mit ihnen soll über den Umgang mit Gewalt verherrlichenden PC- und Internetspielen gesprochen und über mögliche rechtliche Schritte nachgedacht werden.

Macht daddeln böse? Nach Erfurt sind populäre Ballerspiele wie „Counterstrike“ und „Ego-Shooter“ in die Kritik geraten, an der Gewaltbereitschaft Jugendlicher zumindest mitschuldig zu sein. Politiker aller Parteien sind sich einig, dass es künftig weniger Gewaltdarstellungen im Fernsehen geben und der Verkauf Gewalt verherrlichender Videos und Computerspiele eingedämmt werden sollte. Schon kurz nach dem Anschlag erklärten der Kanzlerkandidat Edmund Stoiber und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unisono, sie stünden bereit, die Regierung bei einer Verschärfung des Waffenrechts und einem Verbot Gewalt verherrlichender Video- und Computerspiele zu unterstützen. Auf entsprechende Maßnahmen einigten sich kurz darauf Bundeskanzler Schröder und die Ministerpräsidenten der Länder. Zusätzlich kündigte Bildungsministerin Edelgard Bulmahn an, eine „Task-Force Gewaltfreie Schule“ ins Leben zu rufen, die nichts weniger als eine „neue Schulkultur“ begründen helfen soll.

Derweil wird heute auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften darüber befinden, ob das Computerspiel „Counterstrike“ – immerhin eines der beliebtesten Computerspiele überhaupt – auf den Index gesetzt wird.

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