Widerstand gegen die Raucherdiktatur …

… fordert Frank Wöckel, Gründer der „Kampagne für die Rechte der Nichtraucher“, und erklärt die Verbreitung von Tabakqualm zu einer Straftat. Berlin sei unbestritten die Raucherhauptstadt und daher der Sitz der Kampagne

taz: Herr Wöckel, leiden Sie unter Tabakqualm oder darunter, sich nicht durchsetzen zu können?

Frank Wöckel: Tolerare heißt auf lateinisch leiden und dulden. Aber da, wo wir gesundheitlich geschädigt werden, ist Toleranz Dummheit. Toleranz gegenüber Straftaten, und darum geht es hier, ist nicht akzeptabel.

Seit wann gehören denn Raucher hinter Gitter?

Rauchen ist eine Körperverletzung, das ist eine Straftat. Die Gesundheit der Nichtraucher wird geschädigt, das ist gemäß Paragraf 223 Strafgesetzbuch strafbar. Zudem eine Nötigung gemäß Paragraf 240.

Da konkurriert doch die Freiheit des Rauchers mit dem Recht des Nichtrauchers.

Wir Passivrauch-Geschädigten werden in unserer freien Entfaltung massiv gehindert. Viele Orte können wir doch gar nicht aufsuchen. Schlimmer noch: Der größte Teil der Arbeitsplätze kommt für uns gar nicht in Betracht, weil da gequalmt wird.

Das heißt, Rauchen beschneidet Ihre Grundrechte?

Wir Passivrauch-Betroffene werden in der Raucherdiktatur Deutschland massiv aus dem gesellschaftlichen Leben, der Ausbildung und dem Arbeitsleben ausgegrenzt.

Ist Berlin da nicht der falsche Ort für Sie?

Berlin ist unbestritten die Raucherhauptstadt, deshalb habe ich die Kampagne ja hier gegründet. Geraucht wird in Deutschland aber generell sehr viel. Wir sind Weltmeister darin, und in keinem anderen Land der Welt gibt es prozentual so viele tabaksüchtige Minderjährige. Kaum anderswo wird zudem die Gesundheitsschädigung durch Tabakrauch so ignoriert und toleriert wie bei uns.

Wie wird man zu einem solch entschlossenen Widerstandskämpfer?

Schon als Kind war ich Opfer des Passivrauchens. Ich bin bequalmt worden und habe darunter, wie viele Kinder heute noch, gelitten. Die Erwachsenen, auch die nicht rauchenden, dulden das zumeist einfach. Ob in der Schule oder der U-Bahn, man wird überall bequalmt. Aus Sicht der Erwachsenen ist es normal, dass Kinder mit Tabakrauch misshandelt werden. Später, auf meiner Arbeitsstelle, wurde dann trotz Rauchverbotes von der Leitung nichts gegen die notorischen Raucher unternommen. Da sah ich mich gezwungen, eine Kampagne ins Leben zu rufen und gegen die Raucherdiktatur in den Widerstand zu gehen.

Widerstand. Diktatur. Sind Sie militanter Nichtraucher?

Das ist doch ein ganz dummes Schlagwort, das die Massenmedien immer wieder gerne gebrauchen, um uns zu diskreditieren. Ich sage, ich kämpfe für meine Rechte.

Außer Fenster aufreißen – wie sieht das aus?

Die Kampagne hilft Passivrauch-Opfern, zu einem wirksamen Rechtsschutz zu kommen. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe in Form von kopierfähigen Vorlagen. In meinem Buch „Aktiv gegen Passivrauchen“ gibt es eine ausführliche Handlungsanweisung, wie man vorgehen kann. Also wie man sich rechtlich einwandfrei bei den Verantwortlichen beschwert, Verbesserungen anregt, Petitionen startet, Strafanzeigen stellt und Entschädigungsansprüche geltend macht.

Gehen Sie eigentlich ab und zu in eine Kneipe?

Nein, wir rufen auf zum Totalboykott der Gastronomie. Ich werde mich doch nicht freiwillig in eine Einrichtung begeben, wo ich mit hochgradig giftigen und Krebs erzeugenden Stoffen attackiert werde. INTERVIEW: A. WOLTERSDORF

Info: www.eitmann-verlag.com