DIE REFORM DER KATHOLISCHEN KIRCHE BEDARF AUCH DES REGELVERSTOSSES
: Eine unordentliche Weihe ist nicht schlimm

Der kalkulierte Regelbruch hat eine lange und ehrwürdige Tradition. Jesus etwa ist wohl einer der bekannteren Regelbrecher der Geschichte. Der Entschluss von sieben katholischen Frauen aber, sich von einem „zweifelhaften“ Bischof zu Priesterinnen weihen zu lassen, stößt auf Missfallen – auch bei denen, die den Ausschluss der Frauen aus der katholischen Kirche eigentlich für einen Skandal halten. Zu bunt schillert Exbischof Braschi, der auch Teufelsaustreibungen gegen Entgelt praktizieren soll, zu unseriös wirkte der heftige Eintrittspreis für ihre Weihefahrt auf der Donau. Tatsächlich: Zu sauberen und braven Heldinnen taugen diese Priesterinnen nicht.

Brave Heldinnen durchforsten weiterhin Bibel und Kirchenrecht auf Diskriminierungen und organisieren feministisch-theologische Tagungen. Dort erklären Bischöfe, dass das Anliegen der Frauenordination ein wichtiges ist, Rom aber auch nicht an einem Tag erbaut wurde. Und dass man nicht mir nichts, dir nichts jahrhundertealtes Recht umschreiben kann.

Ein ordentlicher Bischof wird keine Frauen weihen. Also geschieht es unordentlich, und das ist gar nicht schlimm. Denn siehe da: Bischöfe, die das Ganze gerne ignoriert hätten, nahmen plötzlich Stellung. Der Kölner Kardinal Meisner erhebt die Frauenordination gar in den Rang einer biologischen Unmöglichkeit: Männer könnten ja auch keine Kinder bekommen, erklärte er. Schließt sich die Kirche nach dieser Nötigung nun eher noch weiter ab, dann zeigt sie umso stärker ihren eigenen Sektencharakter. Von innen, das haben nicht nur 40 Jahre Kampf um Frauenordination gezeigt, wird sie sich nicht ändern. Die einzige bekannt gewordene Frauenordination der römisch-katholischen Kirche fand in den 60er-Jahren in der Untergrundkirche in der Tschechoslowakei statt. Unter Druck von außen. Damals wurden die Katholiken blutig verfolgt und Rom war jedes Mittel recht, die Gemeinden am Leben zu erhalten. So weit muss es ja nicht wieder kommen. HEIDE OESTREICH

An dieser Stelle kommentierten wir gestern die Weihe vom Wochenende als richtiges Ziel mit falscher Form.