Der Euro bleibt gut im Geschäft

Trotz Aufruf zum Kaufboykott melden die Händler „normalen Montag“. Teuro-Demo vor KaDeWe wurde Solo-Aktion

Demo ist nicht. Der große Teuro-Streik vor dem KaDeWe ist ausgefallen. Keine Reden, keine Aktionen. „Wir haben aus Sicherheitsgründen alles abgeblasen“, sagt Christoph Kastius, der mit Massenmails dazu aufgerufen hatte, am 1. Juli nicht einzukaufen. Er habe trotz rechtsradikaler Drohungen demonstrieren wollen, sei aber von seinem Streikteam überstimmt worden. Nun steht er alleine vor dem KaDeWe und springt für Kameramänner von Sat.1 und ZDF auf die herumstehenden Buddy-Bären. Und immer wieder klingelt das Handy.

„Über die Hälfte der Bundesbürger wird heute nicht einkaufen“, sagt Kastius voraus. Vor ein paar Tagen rechneten er und sein Kaufstreikkomitee zwar noch damit, dass 90 Prozent kein Geld ausgeben, aber ohne Demo müsse man die Prognose eben nach unten korrigieren. „Besonders im Osten werden aber sehr viele den Boykott mittragen. Dort wurden die Menschen schon einmal von einem Währungsumtausch getroffen“, ist sich Kastius sicher. Als Beweis führt er Fernsehumfragen an. Und außerdem habe der DAX am Morgen geschwankt. Dennoch wollen heute viele im KaDeWe einkaufen. „Streikbrecher“, ruft Kastius manchen hinterher und fürchtet, dass vielleicht nicht genug vom Boykott wussten.

„Von dem Streikversuch haben wir nichts gemerkt“, sagt drinnen KaDeWe-Sprecherin Dagmar Flade. Gleiches ist auch in der Firmenzentrale in Essen zu erfahren. „Die waren für uns quasi gar nicht existent. Im Gegenteil: Es sind mehr Kunden in unseren Läden gewesen als sonst am Montag üblich“, erklärt der Karstadt-Sprecher Michael Scheibe.

Bei Konkurrent Kaufhof heißt es knapp: „Es war ein ganz normaler Montag.“ Zwar geben beide Kaufhausketten wie auch der örtliche Einzelhandelsverband zu, dass auch in Berlin weniger eingekauft wird als vor der Euro-Einführung. „Aber das liegt an der wirtschaftlichen Situation und den schwarzen Schafen in Dienstleistung und Gastronomie, sicher nicht an diesem seltsamen Streik“, meint Karstadt-Sprecher Scheibe.

Christoph Kastius lässt sich davon nicht beirren. „Wenn die Einzelhändler fair sind, wird man sehen, dass wir erfolgreich waren.“ Deshalb soll seine Initiative auch bald ein Verein mit dem Namen „Autarke Verbraucherschützer“ werden. Weitere Streiks sind vorgesehen – entweder zu Weihnachten oder zum einjährigen Geburtstag des Euro. Dann allerdings länger geplant und besser organisiert, verspricht Kastius. DANIEL SCHULZ