gute beziehungen zu den folterern

Der vergessliche Gewerkschaftsboss

Seit den 70er-Jahren leitet José Rodríguez die argentinische Automobilarbeitergewerkschaft Smata. Er hatte die linken Betriebsräte von Mercedes aus der Gewerkschaft ausgeschlossen, weil sie „von der Subversion adoptiert“ waren, wie er am 4. November 1975 dem Justizministerium mitteilte. Ihre Namen gaben Smata-Funktionäre an die Werksleitung weiter, und diese gab sie an die Politische Polizei.

26 Jahre später, am 16. August 2001, musste Rodríguez vor demWahrheitstribunal“ aussagen. Der 67-Jährige erschien mit vier Leibwächtern. „Bei meinen Kindern und Enkelkindern schwöre ich, dass ich mit der Ermordung der Betriebsräte nichts zu tun habe“, sagte Rodríguez. Nicht einmal an Verschwundene wollte er sich erinnern. Gewiss, Kollegen seien damals verhaftet worden. Dass sie gefoltert und ermordet wurden, will er erst nach der Diktatur erfahren haben. Ob er sich für die in seinen Augen „verhafteten“ Mercedes-Kollegen eingesetzt habe? „Nein.“ Warum er dies unterlassen habe, konnte er nicht erklären. Die Überlebenden, die „Gruppe ehemaliger Mercedes-Arbeiter“ kommentierten: „Jedes Mal, wenn ein Kollege verschwand, sprachen wir bei den Militärbehörden vor. War Rodríguez der Einzige, der von den Morden nichts wusste?“

Rodríguez ist auch Vizepräsident des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes (IMB), der weltweit 23 Millionen Metallarbeiter vertritt. Im vergangenen November wurde Rodríguez in diesem Amt bestätigt. IMB-Präsident ist der Deutsche Klaus Zwickel. Vor der Wahl von Rodríguez lehnte Zwickels Büro das Angebot ab, ihm das Protokoll der Aussage vor dem Tribunal vom 16. August zuzusenden. Jetzt hat der österreichische Metallverband beim IMB in Genf eine Untersuchung beantragt. In Wien verfolgt man aufmerksam neue Vorwürfe, wonach Rodríguez an den Waffengeschäften mit der argentinischen Armee finanziell beteiligt war. GW