Abzug aus dem Kongo

Ruandischer Truppenrückzug tritt in entscheidende Phase. Kongos Rebellen jetzt auf sich gestellt. Milizen greifen an

BERLIN taz ■ Ruandas Truppenrückzug aus der Demokratischen Republik Kongo ist gestern in die entscheidende Phase getreten. Mit einem Lastwagenkonvoi aus der Stadt Bukavu wurde der Abtransport von 15.000 ruandischen Soldaten aus der ostkongolesischen Provinz Südkivu eingeleitet. Südkivu war in den vergangenen Jahren Schauplatz der heftigsten Kämpfe zwischen Ruandas Armee und der kongolesischen Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) auf der einen Seite und ruandischen Hutu-Milizen sowie kongolesischen Mayi-Mayi-Milizen auf der anderen.

Ruanda hatte seinen Rückzug, der einem Ende Juli unterzeichneten Friedensabkommen mit der Regierung des Kongo entspricht, am 17. September mit einer Luftbrücke aus der Stadt Kindu im Landesinneren begonnen. Ende letzter Woche setzte der Rückzug aus der Grenzstadt Goma ein, Regierungssitz der von Ruanda unterstützten RCD-Rebellen. Diese müssen den Ostkongo nun alleine regieren.

Zahlreiche Beobachter vor Ort fürchten nun, dass die Unsicherheit im Kriegsgebiet zunimmt. In Südkivu nahmen Mayi-Mayi-Milizen letzte Woche die Stadt Shabunda ein und trieben 40.000 Bewohner in die Flucht, von denen die ersten in diesen Tagen nach 200 Kilometern Fußmarsch durch den Urwald die Provinzhauptstadt Bukavu erreicht haben. Im Süden der Provinz Südkivu haben Milizen der kongolesischen Banyamulenge-Tutsi nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle über ihr Heimatgebiet erlangt, wo sie sich monatelang heftige Kämpfe mit Ruandas Armee geliefert hatten.

DOMINIC JOHNSON