Gegen die Tradition der Toleranz

Morgen wird in Bosnien ein neues Parlament gewählt. Im Vorfeld der Wahlen sorgt die Beleidigungsklage eines Journalisten für Wirbel, der das geistliche Oberhaupt der islamischen Gemeinschaft in Bosnien nationalistischer Verstrickungen zeiht

aus Sarajevo ERICH RATHFELDER

Senad Avdić’ Blick ist ernst. Der in Bosnien berühmte Journalist und Chefredakteur der Wochenzeitschrift Slobodna Bosna geht mit einer Beleidigungsklage vor Gericht. Er fühlt sich persönlich angegriffen, und das von der höchsten Autorität der islamischen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina, von Mustafa Efendi Cerić, dem Reis-l-Ulema. Der nämlich hatte ihn als einen „Spinner“ bezeichnet. Krach zu haben ist Senad Avdić eigentlich gewohnt. In einer Gesellschaft wie der bosnischen, in der es auch nach dem Kriege hoch hergegangen ist, hat sich der 42-Jährige schon mit vielen Leuten angelegt. Er, der selbst der muslimischen Volksgruppe zugehört, also „Bosniak“ ist, wie die Muslime Bosniens sich jetzt nennen, deckte Korruptionsskandale auf, unterzog die Institutionen der internationalen Gemeinschaft einer oftmals beißenden Kritik, stürzte Minister und trug wesentlich dazu bei, den unabhängigen Medien des Landes Respekt zu verschaffen.

Doch der Konflikt mit Mustafa Cerić geht über das bisher Gewesene hinaus. Er rührt an das Selbstverständnis der Bosniaken. In diesem Streit geht es kurz vor den morgen stattfindenden Wahlen um nichts weniger als um die Reputation der Nationalpartei der Bosniaken, der Partei der Demokratischen Aktion (SDA) des ehemaligen Präsidenten Alija Izetbegović. Und es geht um die Frage des Selbstverständnisses der islamischen Gemeinschaft. Weiterhin geht es darum, wie der traditionelle bosnische Islam zum islamisch-fundamentalistischen Extremismus steht. Und das ist wiederum eine Frage, die nach dem 11. September auch für die internationalen Institutionen in Bosnien wichtig ist.

Der Gegenspieler des Journalisten, Mustafa Efendi Cerić, ist nicht irgendwer. Er ist ein gebildeter Mann, der sich sowohl in englischer wie in arabischer Sprache auszudrücken weiß; er hat in arabischen Ländern wie auch im Westen studiert. Er kennt beide Kulturen, die westliche wie die östliche. Und weil die bosnischen Muslime, die Bosniaken, sich gerne als Mittler zwischen Ost und West definieren, als Europäer islamischen Glaubens, die aus ihrer osmanischen Tradition heraus anderen Religionen gegenüber ganz besonders tolerant sind, wuchs er in den Achtzigerjahren hinein in die Rolle des Reis-l-Ulema, die einzigartig in der islamischen Welt ist. In der dezentralisierten islamischen Glaubensgemeinschaft ist der Reis-l-Ulema unter den Schriftgelehrten zwar offiziell nur „Primus inter Pares“, doch in Wirklichkeit hat diese Institution weit mehr Gewicht.

Nachdem das Habsburgerreich 1878 Bosnien und Herzegowina aus dem türkisch-osmanischen Reich herausbrach und das Land annektierte, verfolgten die Herrscher in Wien das Ziel, die Volksgruppe der „Muselmanen“ ins Reich zu integrieren. Der Reis-l-Ulema war damals als Repräsentant seiner Volksgruppe offiziell anerkannt. Und ist es bis heute informell geblieben. Bosnien ist nach wie vor eine multiethnische Gesellschaft. Obwohl jetzt, nach dem Krieg, etwa achtzig Prozent der vierhunderttausend Einwohner Sarajevos Bosniaken, also Muslime sind, ist von der religiösen Dominanz kaum etwas zu spüren. Die Mehrheit der Bosniaken ist nicht religiös, ist laizistisch wie die meisten Menschen in Europa auch. Im Straßenbild kann man zumeist nicht erkennen, wer Orthodoxer, Katholik oder Muslim ist. Trotz der schmalen Einkommen sind viele Frauen erstaunlich modisch angezogen.

Spurlos ist der Krieg gleichwohl nicht an den Menschen vorbeigegangen. Unvergessen ist, dass noch kurz vor dem Krieg im Winter 1991/92, als die Kanonen der serbischen Artillerie schon auf die Stadt gerichtet waren, der Reis-l-Ulema verzweifelt versucht hatte, die religiösen Führer auf einen Aufruf zum Frieden einzuschwören. Mit dem katholischen Erzbischof Vinko Puljić, der vor einigen Jahren zum Kardinal erhoben wurde, und Jakob Finci, dem Vorsitzenden der kleinen jüdischen Gemeinde, gelang dies auch. Doch die serbisch-orthodoxe Kirche blieb damals stumm.

Als die Granaten auf die Stadt hagelten, als in Ost- und Westbosnien über 150.000 Muslime von der serbischen Soldateska ermordet und weit über eine Million in die Flucht gezwungen wurden, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften. Während in den serbischen und ab 1993 auch in den kroatisch dominierten Gebieten „ethnisch gesäubert“ wurde, lebten zwar noch immer orthodoxe Serben und katholische Kroaten in den von Regierungstruppen gehaltenen Gebieten. Doch die muslimischen Nationalisten begannen nun ebenfalls, Druck auszuüben. Immer mehr Nichtmuslime verließen 1993 dieses von zwei Seiten angegriffene Restbosnien. Hinzu kam, dass einige hundert Freiwillige aus den islamischen Ländern, so genannte Mudschaheddin, die die Muslime Bosniens verteidigen wollten, ins Land kamen – und die Atmosphäre der Toleranz negativ beeinflussten.

Auch Mustafa Cerić konnte sich dieser Atmosphäre nicht entziehen. 1994 erklärte der Reis-l-Ulema in einer Aufsehen erregenden Rede, Schweinefleisch sei unrein und habe auf dem Markt von Sarajevo nichts zu suchen. Er forderte die jungen Leute auf, nur noch Muslime zu heiraten. Auch er griff nun den ungeschriebenen Kodex der Stadt an, die Lebensweise der anderen Volksgruppen zu tolerieren. Nach dem Krieg ebbte die religiöse Welle zwar wieder ab, in der islamischen Gemeinschaft aber setzte ein Differenzierungsprozess ein. Die Imame von Zenica und Travnik etwa radikalisierten sich, während das Oberhaupt der Muslime in Mostar bis heute den „liberalen“ Flügel repräsentiert.

Den aktuellen Konflikt löste Mustafa Efendi Cerić am 4. August dieses Jahres aus, als er wie so oft zuvor Stellung zu weltlichen Problemen bezog. In einer Rede vor jungen Muslimen in der ostbosnischen Industriestadt Tuzla beklagte er sich wegen des Stimmungswandels, der seit den Terroranschlägend es 11. September von Seiten der internationalen Gemeinschaft zu spüren sei und sich als Angriff auf die Bosniaken äußere. Damit traf er den Nerv der Zuhörer.

Gerade unter den „Jungen Muslimen“, die der Nationalpartei SDA nahe stehen, herrscht eine antiwestliche Stimmung vor. Die unter Bosniaken weit verbreitete Ansicht, die Nato und die Westmächte hätten dreieinhalb Jahre dem Morden an den bosnischen Muslimen tatenlos zugesehen, weil sie eben Muslime und nicht Christen sind, ist für sie eine unerschütterliche Tatsache. Sie sind verbittert, weil der Westen ihrer Meinung nach die serbischen Nationalisten nach dem Massaker von Srebrenica 1995 vor der Gegenoffensive der bosnischen Armee gerettet und ihnen sogar noch die Hälfte des Landes in Gestalt der Republika Srpska gegeben habe. Dass nicht einmal die Verantwortlichen des Völkermordes, Radovan Karadžić und Ratko Mladić, bis heute festgenommen sind, ist für sie ein Beweis.

Und dann kam der Reis-i-Ulema zum kritischen Punkt seiner Rede. Er bezeichnete es als einen unerträglichen Zustand, dass einige hochrangige Vertreter der SDA vor Gericht gestellt sind. Unter ihnen der ehemalige Innenminister und Chef aller Geheimdienste, Bakir Alispahić, der erst nach den Wahlen vor zwei Jahren abgelöst worden war, als die Sozialdemokraten zur stärksten Partei avancierten.

„Ich als Bosniak“, so Cerić, „kann nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich weiß, dass Hamid Bahto, Alija Delimustafić und andere Bosniaken im Gefängnis sind, nur weil sie Bosniaken sind.“ General Bahto habe während des Krieges die Enklave von Goražde verteidigt. „Wir sollten diese Verhaftungen verurteilen, und ihr Jungen solltet dieses Verhalten gegenüber den Bosniaken nicht tolerieren“, erklärte er. Er rief also die jungen Muslime dazu auf, gegen das Rechtssystem vorzugehen.

Und hierin wiederum liegt in den Augen des Journalisten Senad Avdić der Skandal. „Welches Verhältnis zum Rechtsstaat tut sich hier eigentlich auf?“, empört er sich. Nur das Gericht habe die Befugnis, nach Abwägung aller Beweise ein Urteil zu sprechen. „Mustafa Efendi Cerić interpretiert die Anklage gegen die Inhaftierten von einem nationalistischen Standpunkt aus.“ Dabei stünden im Falle von Alispahić und seinen Freunden Leute vor Gericht, die verdächtig sind, zu einer kriminellen Mafia zu gehören. Diese Leute scheuten sich nicht, das Gericht unter Druck zu setzen; die Vorsitzende Richterin sei schon von ihrem Amt zurückgetreten.

Jetzt zeige sich, dass die Nationalpartei SDA niemals ein eindeutiges Verhältnis zur Demokratie entwickelt habe. Mehr noch, der ehemalige Präsident Alija Izetbegović und Mustafa Cerić hätten niemals klar gesagt, welchen Staat sie eigentlich wollten. „Eine ganz Bosnien und Herzegowina umschließende multiethnische Demokratie oder einen vom Islam beherrschten Kleinstaat?“

Rückendeckung bekommt Senad Avdić von vielen Persönlichkeiten, sogar von einigen Kriegshelden der Armee wie Kerim Lucarević, der die Verteidigung der Stadt maßgeblich organisiert hat. Schon seit einigen Jahren haben die unabhängigen bosnischen Medien die Skandale der herrschenden Schicht im nationalistisch-religiösen bosniakischen Lager aufgedeckt. In der Verhandlung könnte bewiesen werden, dass die Führungsriege der Nationalpartei SDA sich sogar bereichert hat.

Am Anfang stand der Krieg. Als Sarajevo sich verteidigen musste, fehlte es an Waffen. Die serbische Seite verfügte über die Arsenale der damals viertgrößten Armee Europas und war vom Waffenembargo der UNO nicht betroffen. Anders jedoch die Verteidiger von Sarajevo und des nicht okkupierten Teils Bosniens, die ihre Waffen nur illegal beschaffen konnten. Der ehemalige Hodscha von Zagreb und Freund des Reis-l-Ulema, Hasan Cengić, Spross und Oberhaupt der weit verzweigten Cengić-Familie aus Visoko in Zentralbosnien, versuchte von Wien aus, Waffen für Bosnien zu organisieren. Was ihm und einigen Mitstreitern auch gelang. Geld dafür kam nicht nur aus Europa und den USA, zig Millionen kamen aus den arabischen und islamischen Staaten wie Malaysia, aus den Emiraten, aus Saudi-Arabien. Zusammen mit den Spenden der Exilbosnier muss nach 1992 eine Summe von mehreren Milliarden Mark für Bosnien geflossen sein.

Wie dieses Geld ausgegeben wurde, ist von den Verantwortlichen bis heute nicht offengelegt. In einer solchen Lage kann auch nicht jede ausgegebene Summe mit Quittungen belegt werden. Schon damals war bekannt, dass viele Kroaten bestochen werden mussten, um die für die Verteidigung dringend benötigten Waffen durch das von ihnen kontrollierte Gebiet durchzuschleusen. Tatsache ist aber auch, dass die Cengić-Familie heute zu den reichsten und einflussreichsten der Region gehört.

Ein Schelm also, der sich nichts dabei denkt. Ein Mann wie der Ex-Innenminister Bakir Alispahić, der „zu Beginn des Krieges nur hundert Mark in der Tasche hatte und heute reich ist“, wie Senad Avdić behauptet, konnte offenbar Geld in großem Maßstab – man spricht von Millionen – beiseite schaffen. Als Anfang September herauskam, dass neben dem ehemaligen Generalstabschef der Armee Rasim Delić auch der ehemalige SDA-Führer Ejub Ganić und vierzig andere SDA-Leute erhebliche Summen „privatisiert“ haben sollen, ist nach Ansicht ihrer Kritiker bewiesen, dass die gesamte ehemalige Führung der SDA kompromittiert ist.

Mit öffentlichen Kommentaren halten sich die Mitarbeiter des „Büros des Hohen Repräsentanten“, der UN oder der OSZE sowie der Friedenstruppen SFOR zurück. Trotzdem sind sie natürlich gut informiert. Und sie lassen durchblicken, dass das System der Bereicherung weit verzweigt ist und auch heute noch existiert. Nach wie vor würden auf dem Schwarzmarkt Millionen verdient. In den Institutionen des Staates säßen trotz des Machtwechsels im Jahre 2000 nach wie vor Parteigänger der SDA, die ihre schützende Hand über diese Aktivitäten hielten.

Die internationale Friedenstruppe SFOR schloss im Vorjahr den Flughafen von Tuzla, weil über ihn Flüchtlinge aus Iran, Pakistan, der Türkei und anderen Ländern nach Bosnien und von hier aus auf dem Landweg nach Europa geschleust wurden. Sie kamen mit Flugzeugen der bosnischen Fluggesellschaft Air Bosna. Wer beherrschte diesen Handel? Ein hoher Diplomat, der für einen amerikanischen Geheimdienst tätig ist, gibt zögerlich die Antwort: „Die Cengić-Familie und ein Sohn von Alija Izetbegović. Seit dem 11. September waren wir besonders wachsam. Über diese Fluglinie hätten auch Terroristen eingeschleust werden können.“ Sorgen mache auch, dass in den von den Saudis fananzierten Moscheen und Kulturzentren weiterhin fundamentalistische Ideen verbreitet würden. Mit dem Geld, das dahinter stünde, würden Jugendliche in diese Szene gezogen. Er rechne damit, dass schon einige tausend dieser Jugendlichen bewaffnet sind.

Manche der Aktionen der internationalen Sicherheitsorgane seit dem 11. September waren fragwürdig. So wurden im Herbst des letzten Jahres sechs Algerier und drei Ägypter festgenommen. Die bosnische Justiz wollte die Algerier wegen mangelnder Beweislage wieder freilassen, die Amerikaner entführten sie jedoch gewaltsam trotz der Proteste von hunderten „Junger Muslime“ und Menschenrechtlern in das Gefangenenlager für Terroristen in Guantánamo auf Kuba. Über Ergebnisse der Befragungen ist bisher nichts öffentlich bekannt.

Als SFOR-Soldaten in diesem Frühjahr in das Büro einer saudi-arabischen Hilfsorganisation eindrangen, fanden sie in den Computern zwar jede Menge antiwestlicher und antiisraelischer Propaganda, aber keine konkreten Hinweise auf Terrorakte. Und sollte es tausende von fundamentalistischen bewaffneten Kämpfern geben, würden sie in einer so überschaubaren Gesellschaft wie der bosnischen auffallen. Bosnische Polizisten und Militärs sind deshalb angesichts der Information der westlichen Geheimdienste skeptisch.

Auch in der saudi-arabischen Fahd-Moschee und dem angeschlossenen Kulturzentrum in Sarajevo sind keine offenen Spuren für das militärische Training von Jugendlichen zu finden. In den mit Marmor ausgekleideten und mit italienischen Möbeln ausgestatteten Computer- und Lehrräumen sitzen Studenten und arbeiten. Es gibt hier sogar Programme für Drogenabhängige.

Die Saudis sind nach den Aktionen der SFOR gegenüber ihren Institutionen vorsichtig geworden. Fawaz al-Schubaili, Sekretär an der Botschaft, erklärt, die Königliche Familie Saudi-Arabiens stünde mit den Amerikanern und der zivilisierten Welt Seite an Seite im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Doch nach wie vor werden neue Moscheen und Kulturzentren im ganzen Land betrieben und gebaut. Mittlerweile sind es schon knapp hundert Projekte. Es handelt sich dabei um Moscheen, die mit ihrer klotzigen Architektur und den verkitschten, nachts grün angestrahlten Minaretten wenig mit dem feingliedrigen, traditionellen bosnischen Baustil zu tun haben.

„Der Wahabismus aus Saudi-Arabien stellt für uns eine große Gefahr dar“, sagt Professor Muhamed Filipović, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Spross einer bosnischen Adelsfamilie. Der Wahabismus sei eine in Saudi-Arabien verbreitete und von der Herrscherfamilie protegierte fundamentalistische Religion, deren Gründer, Wahab, Religion und Staat verbinden wollte. „Wir in Bosnien dürfen auf keinen Fall die Grenzen zwischen Staat und Religion verwischen.“ Leider hätten Alija Izetbegović und die SDA nicht immer einen eindeutigen Standpunkt vertreten. „Es war 1990 ein Fehler“, erklärt der 73-Jährige heute, „das religiöse Bekenntnis zur Grundlage einer politischen Partei zu machen.“

Filipović steht mit seiner Kritik keineswegs allein da. Die bosnisch-islamischen Traditionalisten sind besorgt. Auch darüber, dass Mustafa Cerić, der Reis-l-Ulema, sich heute in einer Zwickmühle befindet. Seine Nähe zur Partei des Alija Izetbegović bringt die islamische Gemeinschaft Bosniens in die Gefahr, für die Verfehlungen und die Korruption der Politiker gerade stehen zu müssen. Die Fundamentalisten versuchen diese Situation auszunutzen. Die Organisation der „Jungen Muslime“ zeigt offen ihre Gegnerschaft zu den bosnischen Traditionalisten, daran ändert auch der Beifall für Mustafa Cerić bei seiner Rede in Tuzla nichts.

Einige Fundamentalisten ermunterten Senad Avdić sogar per Internet, gegen den Reis-l-Ulema vorzugehen. „Inzwischen“, sagt der Journalist, „gibt es zwei sich bekämpfende Linien des Islam in Bosnien.“ Er sitzt mit einer Gruppe von Kollegen im Café Gogo in Sarajevo und beobachtet die Spaziergänger. Die eleganten jungen Frauen, die vorbeischlendern, ziehen die Blicke auf sich. „Bei denen haben weder Alija Izetbegović noch die Fundamentalisten eine Chance“, entfährt es ihm. Die Mehrheit der muslimischen Bevölkerung schere sich glücklicherweise nicht um die Religion. „Den islamischen Staat, den die Fundamentalisten haben wollen, werden sie nicht bekommen.“

ERICH RATHFELDER, Jahrgang 1947, ist Balkankorrespondent der taz