Nicaragua: Land der Seen & Vulkane

Die Krater vieler der erloschenen Vulkane Nicaraguas sind heute mit besonders weichem Wasser gefüllt. Das macht sie zu Badeseen de luxe. Einige davon, wie die Lagunen von Tiscapa und Nejapa, liegen mitten in oder am Rande von Managua, sind aber durch Abwässer verseucht oder so gut wie ausgetrocknet.

Die größten Seen aber, der Xolotlán und der Nicaraguasee („Cocibolca“), sind nicht vulkanischen Ursprungs. Der Cocibolca mit seinen 8.200 Quadratkilometern ist fünfzehnmal so groß wie der Bodensee und halb so groß wie Schleswig-Holstein.

Im Nicaraguasee liegt die Insel Ometepe mit ihren zwei Vulkankegeln und die Inselgruppe Solentiname, berühmt geworden durch die vom Priesterpoeten Ernesto Cardenal gegründete Basisgemeinde.

Nicaragua ist wirtschaftlich und demographisch pazifikorientiert. Zur Pazifikseite hin liegen nicht nur die Hauptstadt Managua und der größte Exporthafen, Corinto, sondern auch die ehemaligen Hauptstädte León und Granada, gelegen am Nordwestufer des Nicaraguasees. Dort finden sich die fruchtbarsten Ackerflächen.

Das beste Land ist in der Hand von Latifundisten, die es für Exportmonokulturen wie Zuckerrohr, Bananen und Sesam nützen, bis in die Achtzigerjahre auch für Baumwolle. Im nördlichen und südlichen Hochland wird Kaffee angebaut. Mais und Bohnen kommen vor allem aus kleinbäuerlicher Produktion.

Die Ebenen nach Osten hin sind Weideland für die Rinderzucht. An der Atlantikküste, seit der Sandinistischen Revolution 1979 quasiautonom, leben die ethnischen Minderheiten der Miskitos, Sumus, Ramas und Garífunas. Die Atlantikküste wurde als Mosquito Kingdom von Großbritannien kolonisiert und formal erst 1894 der Republik Nicaragua einverleibt.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die spanischsprachigen Mestizen durch gezielte Siedlungspolitik auch in diesem Landesteil, der flächenmäßig die Hälfte des Territoriums ausmacht, zur Mehrheitsbevölkerung.

Zahlen zu Nicaragua: Staatsgebiet 130.000 Quadratkilometer (ohne Seen), 5,3 Millionen Einwohner, 2,6 Prozent Bevölkerungswachstum. 57 Prozent wohnen in städtischen Gebieten.

Die Sozialindikatoren Nicaraguas sind seit der Sandinistischen Revolution in den Achtzigerjahren dramatisch gesunken. Von dreizehn Prozent unmittelbar nach der Alphabetisierungskampagne 1980 ist die Analphabetenrate wieder auf rund fünfzig Prozent angewachsen. Die Armutsrate liegt, je nach Berechnung und Quelle, zwischen vierzig und siebzig Prozent.

Fast ein Viertel der ökonomisch aktiven Bevölkerung in den Metropolen ist ausgewandert (rund eine halbe Million Menschen nach Costa Rica, mehrere hunderttausend in die USA).

Die nicaraguanische Diaspora trägt mit Geldsendungen erheblich zum Überleben der Zurückgebleibenen bei. Auslandsüberweisungen von Familienmitgliedern sind zur wichtigsten Devisenquelle geworden.  RLD