Russische Behörde stoppt Atomanlage Majak

Kritiker vermuten, dass hinter dem Entzug der Lizenz für die WAA nur die Gier Russlands nach Atommüll steht

BERLIN taz ■ Die größte Wiederaufbereitungsanlage der Russischen Föderation für radioaktive Abfälle, Majak im Ural, steht seit dem 1. Januar still. Dies berichtete am Wochenende ein Sprecher der russischen Atomaufsichtsbehörde Gosatomnadsor: Majak habe aufgrund von Verstößen gegen Naturschutzgesetze keine neue Lizenz zur Einleitung radioaktiver Abfälle in die Flüsse und Seen der Umgebung erhalten. In der Vergangenheit hatten Manager des Unternehmens erklärt, ohne eine solche Verklappung sei die Plutonium erzeugende Anlage arbeitsunfähig.

Noch am selben Tage gelobte das Atomministerium, alles Mögliche für die Erneuerung der Lizenz zu unternehmen. Eine anonyme Quelle im Ministerium erklärte allerdings gegenüber der Umweltschutzorganisation Ecodefense: „Dies ist nur ein politisches Spiel. Das Atomministerium selbst hat die Aufkündigung der Majak-Lizenz sanktioniert, aber es kann dazu nicht stehen, weil die offizielle Politik Russlands die Wiederaufbereitung und den Plutoniumgewinn unterstützt.“

Majak befindet sich im Gouvernement Tscheljabinsk, das ohnehin durch Atomkatastrophen stark radioaktiv verseucht ist. Die Strahlung des auf dem Majak-Territorium gelagerten Atommülls übersteigt die beim Tschernobyl-GAU freigesetzte um das 20-fache. Da stellt sich die Frage, warum die russischen Behörden erst jetzt so sensibel reagieren. Darauf der anonyme Informant: „Das Atomministerium muss die Wiederaufbereitung stoppen, um die Zustimmung der USA für den Import dort verbrauchten atomaren Brennstoffs zu erhalten.“

Die russische Atomlobby verspricht sich hohe Gewinne durch die Lagerung von Atommüll aus dem Ausland. Importe sind seit dem vergangenen Jahr legal. Allerdings konnte das Atomministerium seither noch keinen neuen Vertrag unterzeichnen. Der Hauptgrund: Die USA kontrollieren 80 Prozent aller atomaren Abfälle auf der Welt und sperren sich gegen deren Verkauf nach Russland, solange dort Plutonium daraus gewonnen wird.

Wladimir Sliwjak, Sprecher von Ecodefense, begrüßte den Entzug der Majak-Lizenz und bezeichnete die Wiederaufbereitung als „schmutziges und gefährliches Geschäft“. Er wandte sich allerdings dagegen, dass die Schließung der Anlage zum Teil eines ebenso schmutzigen Kuhhandels wird. BARBARA KERNECK