Studierende sollen endlich zahlen

Hamburgs Wissenschaftssenator prescht vor: Bundesweite Studiengebühren von bis zu 2500 Euro im Jahr

Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) wird mal wieder seinem Image als Turbomodernisierer gerecht. Bis Ende März, das kündigt er heute im Spiegel an, will er ein „durchgerechnetes Modell“ für Bildungsfinanzierung und Studiengebühren in die bundesweite Debatte bringen. Hochschulen würden danach pro Jahr bis zu 2500 Euro Gebühren erheben können.

Gegenwärtig sind Gebühren im Erststudium per Hochschulrahmengesetz verboten. Dräger hatte erst Anfang Januar angekündigt, Hamburg werde mit Baden-Württemberg und weiteren CDU-geführten Ländern dagegen klagen. Er halte es für richtig, die Gebührendebatte „jetzt zu führen“.

Das Vorhaben des Wissenschaftssenators kommt dem von Uni-Präsident Jürgen Lüthje seit längerem geforderten Bildungsgutscheinmodell sehr nahe, das die drohende soziale Selektion mit einer Art Rundum-sorglos-Paket abfedern will. So soll jeder Studierende durchschnittlich ein Darlehen von 6500 Euro jährlich in Anspruch nehmen können, damit auch Studierwillige aus sozial schwachen Elternhäusern eine Hochschule besuchen können. Die Summe soll sowohl die Studiengebühren als auch den Lebensunterhalt abdecken. Zurückgezahlt werden müssten die Schulden erst nach dem Studium und erst ab einer bestimmten Einkommenshöhe. Kritiker wie Asten und Studentenwerk halten dagegen, dass so hohe Schulden ärmere Familien trotzdem vom Studium abschreckten.

Nach Drägers Rechnung würde insgesamt ein Darlehensbedarf von rund 25 Milliarden Euro entstehen. Die Rückzahlung würde im Durchschnitt acht Prozent der Einkünfte ausmachen, und das zwölf Jahre lang. Als Bürge käme beispielsweise die Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frage, abwickeln könnte die Darlehen jede beliebige Bank.

Das Thema Gebühren hält Hamburg seit Monaten in Atem. Sowieso ab 2004 eingeführt werden 1000 Euro Strafgebühren für Langzeitstudierende und nicht in der Metropolregion Gemeldete. Zudem werden für weiterbildende Masterstudiengänge kräftige Gebühren verlangt. Der Chef der privaten Hamburg Media School, Jan Henne de Djin, sprach kürzlich gar von 15.000 Euro für seinen ersten Filmstudiengang ab Herbst 2004.

Dagegen nehmen sich die 250 Euro Semestergebühren, die Uni-Präsident Jürgen Lüthje als Reaktion auf den Bericht der Dohnanyi-Kommission vorschlug, um die bedrohte Fächervielfalt der Universität zu retten, noch bescheiden aus. Aus gleichem Anlass forderte Lüthje auch, Hamburg solle als Bundesland im Alleingang das besagte Gebühren- und Bildungsfinanzierungsmodell einführen. Dräger lehnt es dagegen ab, die Hamburger Strukturreform durch eine lokale Gebührendiskussion zu belasten und will die Debatte deshalb bundesweit führen. KAJ/LNO