Engagiert für die Grundrechte der Kinder

Der „Kinder-Nobelpreis“ geht dieses Jahr an die Afrikaner James Aguer Alic und Maggy Barankitse

Die Größe der Jury scheint reif für das Guinnessbuch der Rekorde: 288.808 Kinder aus 26 Ländern haben in den letzten Wochen abgestimmt. Am Dienstag wurde das Ergebnis bekannt gegeben. Der Kinder-Nobelpreis – offiziell: „The World's Children's Prize for the Rights of the Child“ – geht in diesem Jahr an die Afrikaner James Aguer Alic und Maggy Barankitse. Er hat tausende von Kindern aus Zwangsarbeitsverhältnissen im Sudan befreit, sie kümmert sich um Kinder, die unter den Folgen des Kriegs in Burundi leiden.

Mehr als zehntausend Kriegswaisen hat Maggy Barankitse in den letzten zehn Jahren ein neues Zuhause gegeben, Waisenhäuser und ganze Waisendörfer geschaffen oder sie an Pflegeeltern vermittelt. Angesichts von über 600.000 Kriegswaisen, zehn Prozent der Bevölkerung, allerdings auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die umgerechnet knapp 30.000 Euro Preisgeld will sie diese Arbeit weiterfinanzieren. Sie sieht sie allerdings erst dann als erfolgreich abgeschlossen an, „wenn ich das allerletzte Waisenzentrum wieder schließen kann“.

James Aguer Alic, der andere Preisträger, ist ebenfalls ein Mann mit langem Atem. Seit 13 Jahren bekämpft er die Kindersklaverei im Sudan. 33-mal saß er wegen dieser Arbeit im Gefängnis, aber mehr als 2.000 Kinder konnte er befreien. Gemeinsam mit seinen MitarbeiterInnen hat er mehr als 20.000 Fälle dokumentiert, in denen Frauen und Kinder vor allem des Dinka-Volks im Südsudan von Milizen in den Norden des Landes verschleppt wurden, um dort Zwangsarbeit zu leisten. Mittlerweile hat auch die sudanesische Regierung eingestanden, dass es diese Sklaverei gibt. Die Behörden, die Alics Arbeit lange Zeit behinderten, kooperieren inzwischen mit ihm.

Eine Unterstützung, die Maggy Barankitse fehlt. Sie wirft Burundis Regierung und Armee vor, ständig die Grundrechte von Kindern zu missachten, indem sie sich nicht um deren grundlegende Bedürfnisse kümmern: ein Dach über dem Kopf, Essen, Kleider, Schulbildung.

Neben der Preisträgerin und dem Preisträger aus Afrika ging der diesjährige Ehrenpreis des Kinder-Nobelpreises an die brasilianische Organisation „Pastoral da Crianças“. Deren 155.000 freiwillige MitarbeiterInnen versuchen Kindersterblichkeit und Unterernährung bei brasilianischen Kindern zu vermindern. Sie suchen Familien in den Armenvierteln und in 32.000 Siedlungen auf dem Land auf, um zu sehen, wo unmittelbare Hilfe vonnöten ist, versuchen Ernährungs- und Hygieneberatung zu geben sowie Selbsthilfearbeit zu fördern. Dort, wo die Pastoral-Freiwilligen arbeiten, konnte die Kindersterblichkeit auf 13 pro 1.000 Kinder gesenkt werden, ansonsten liegt diese Ziffer mit 35 Kindern fast dreimal so hoch.

Der von der schwedischen Regierung und mehreren Wohltätigkeitsorganisationen ins Leben gerufene und von verschiedenen Wirtschaftsunternehmen finanzierte Kinder-Nobelpreis wird in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Schirmfrau ist die schwedische Königin Silvia, in einem Ehrengremium „erwachsener Freunde“ sitzen unter anderem Nelson Mandela, Osttimors Präsident Xanana Gusmão und der schwedische Ministerpräsident Göran Persson. Die diesjährigen Preise werden am kommenden Montag von Königin Silvia im Schloss Gripsholm verliehen. REINHARD WOLFF