Leuchtturmrennen

Bremer Museen fordern Planungssicherheiten und eine Hauptrolle bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt

Die „entscheidende Rolle bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt 2010“ sollen die Bremer Museen nach dem Willen ihrer LeiterInnen spielen. Das geht aus dem Thesenpapier hervor, das sie gestern der Öffentlichkeit präsentierten. Die Direktorinnen und Direktoren der Kulturinstitutionen bezeichnen sich darin selbstbewusst als „Abenteurer, Sammler und Jäger, die das Bild der Gegenwart und Vergangenheit prägen wollen“. Für das Rennen um den Titel Kulturhauptstadt hätten sie Referenzprojekte entwickelt, die „Leuchttürme von überregionaler Ausstrahlung“ seien.

Doch zwischen dem, was sie anstreben, und der gegenwärtigen Realität ist noch eine weite Strecke zurückzulegen. Einhellig beklagten die Chefs der Bremer Museen die Ungerechtigkeit der Mittelverteilung. Ihnen zufolge würden Theater, Musik und Wissenschaft dabei bevorzugt und erhielten längerfristige Förderungszusagen. Gerade ein Museum sei darauf jedoch angewiesen. Nur so sei eine seriöse Ausstellungsplanung und die wissenschaftliche Betreuung der Bestände gewährleistet. Zu dem Zusammenschluss der Museen, kurz „Bremer 5+“ genannt, gehören neben Focke und Übersee Museum die Kunsthalle, Weserburg, die Kunstsammlungen der Böttcherstraße sowie Marcks- und Wagenfeld-Haus.

„Spätestens 2005“ , so die dramatische Prognose von Böttcherstraßen-Direktor Rainer Stamm, „ist unser Haus pleite“. Zugrunde liegen seiner Berechnung die bisherige finanzielle Ausstattung und die in naher Zukunft zu realisierenden Projekte.

Trotz der knappen und unsicheren Budgetierung würden die Bremer Museen eine „Vorreiterrolle“ innerhalb der Kulturszene spielen. Sie seien „wesentlicher Bestandteil des städtischen Lebens“, erklärte Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle, und zitierte ein mikroökonomisches Beispiel: Während der van-Gogh-Ausstellung habe Hachez deutlich mehr Schokolade verkauft.

Herzogenrath beklagte sich über seine „blauen Schultern“. Dauernd würde ihm anerkennend darauf geklopft, weil es der Kunsthalle gelinge, mit wenig Geld viel zu machen. Doch dahinter stünden enorme „Kraftanstrengungen“. Auf Dauer seien diese ohne grundlegende strukturelle Reform nicht zu leisten.

Esther Brandau