US-Angriff auf Konvoi in Syrien?

Der Beschuss einer Wagenkolonne, in der Saddam Hussein und seine Söhne vermutet wurden, fand möglicherweise jenseits der irakischen Grenze statt. Fünf syrische Polizisten wurden dabei verletzt. Im Irak werden erneut US-Soldaten attackiert

von KARIM EL-GAWHARY

„Mission gescheitert“ – so lautet wohl das kurze Resümee der neuesten US-amerikanischen Militäraktion, um Saddam Hussein und seiner Söhne tot oder lebendig habhaft zu werden. Der Ort der Aktion war schlecht gewählt, zumindest politisch äußerst umstritten, und man hat scheinbar auch nicht die richtigen Leute erwischt.

Die Nachricht kam scheibchenweise und verschwommen. Am Montag hieß es aus Pentagonkreisen, dass eine US-Eliteeinheit, zusammen mit Kampfflugzeugen und unbemannten Drohnen, am Donnerstag vergangener Woche einen Autokonvoi mit sechs bis sieben Fahrzeugen in der Nähe der westirakischen Stadt Qaim in unmittelbarer Nachbarschaft zur syrischen Grenze angegriffen habe. Angeblich hatte es Geheimdienstinformationen gegeben, laut denen sich Saddam Hussein persönlich oder zumindest sein Sohn Udai oder Qusai in dem Konvoi befinden sollten.

Am Dienstag gab das US-Verteidigungsministerium dann inoffiziell zu, dass sich die ganze Aktion möglicherweise nicht auf irakischem, sondern bereits auf syrischem Territorium ereignet hat und dass es bisher keine Hinweise darauf gebe, dass Saddam unter den Getöteten sei.

Dafür hieß es aber, dass mindestens fünf syrische Grenzpolizisten verletzt und eine unbekannte Anzahl Menschen getötet worden seien. Die verletzten Syrer sollen von der US-Armee anschließend medizinisch versorgt worden sein. Zwanzig Menschen wurden verhaftet und später wieder freigelassen, hieß es weiter. Außerdem würden derzeit DNA-Tests durchgeführt, um die Identität der Toten festzustellen.

Unklar ist, wie die syrischen Grenzpolizisten in den Vorfall verwickelt wurden. Hauptmann Gary Keck, ein Sprecher der US-amerikanischen Armee, erklärte lediglich, dass man mit der syrischen Regierung zusammenarbeite, um festzustellen, wo der Angriff genau stattgefunden habe.

Die syrische Seite schweigt sich bisher über den Vorfall aus. Ein Hinweis darauf, wie sehr sich die Regierung in Damaskus durch US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eingeschüchtert fühlt. Dieser hatte nach dem Irakkrieg wiederholt gedroht, Syrien könnte das nächste Land auf der Liste sein, wenn es Vertreter des Saddam-Regimes aufnimmt. US-Außenminister Colin Powell hatte bei einem Besuch in Damaskus später die Wogen geglättet. Seitdem hält sich die syrische Regierung gegenüber Washington zurück.

Die Büros radikaler Palästinensergruppen in Damaskus wurden geschlossen. Auch die von Syrien unterstützte radikale Schiitenorganisation Hisbullah hat sich im Südlibanon an der israelischen Grenze in den letzten Wochen auffällig zurückgehalten.

Unterdessen geriet die US-Armee im Irak erneut unter Beschuss. Laut dem arabischen Fernsender al-Dschasira wurden in der westirakischen Stadt Ramadi fünf Iraker erschossen, nachdem US-Truppen angegriffen worden seien. Auch in Falludscha kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen. In Chalija wurde ein Offizier der Militärpolizei am Montagabend leicht verletzt, als sein Wagen von einer Granate getroffen wurde.