die beginner

Große Erwartungen

Wie keine andere Band spielen Die Beginner stets eine entscheidende Rolle in den entscheidenden Augenblicken des deutschen Rap. Als in den Jugendzentren zu Beginn der 90er-Jahre die HipHop-Kultur adaptiert wurde, waren die damals noch Minderjährigen mittendrin. Als die Linke den „deutschen Sprechgesang“ (Fanta 4) als Alternative zum Punk erkor, rappte man „Bullenschweine“ von Slime für das Politpunk-Label Buback. Ende 1998 aber stürmten die beiden Rapper Denyo und Jan Eißfeldt (alias Eizi Eiz alias Jan Delay) samt DJ Mad mit „Bambule“ und einem weitgehend unpolitischen Entwurf ihres HipHop die Charts. Die Single „Liebes Lied“ landete auf Platz 11 der deutschen Hitliste, das Album erhielt Gold.

Der Erfolg der Platte versetzte die Musikindustrie in Goldgräberstimmung: Fortan wurde jeder, der unfallfrei zwei Sätze reimen konnte, verpflichtet. Zur Fehleinschätzung des kommerziellen Potenzials von deutschem Rap trugen Solo-Alben von Denyo und vor allem Jan Delay bei: Mit seiner Version von Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ verstopfte er 2000 die Radios, nur um auf seinem anschließenden Album mit Songs wie „Söhne Stammheims“ oder „www.hitler.de“ die Blaupause für einen politisierten deutschen Reggae zu entwerfen, der sich trotzdem massenhaft verkauft.

Nun aber, da der Boom versandet ist und deutsche Rap-Acts im Dutzend entlassen werden, wandeln Die Beginner auf dem schmalen Grat zwischen Hoffnungsträger und Totengräber: Wenn am 1. September mit „Blast Action Heroes“ (Buback/Motor/Universal) ihr neues Album erscheint, wird sich entscheiden, ob DeutschHop in den kommerziellen Planspielen der Plattenindustrie weiterhin eine Rolle spielen wird oder ob er sich wieder in den Untergrund verabschieden muss. Die Erwartungshaltung war tatsächlich „einen Tick lähmend“, erklärt Denyo, warum weshalb das Trio zwei Jahre brauchte, um das neue Album einzuspielen. Das Ergebnis bedient in der gewohnten Qualität nun einerseits die üblichen Rapper-Klischees, sorgt sich in Tracks wie „Schily-Schill Bäng Bäng“ aber auch darum, den als Pop-Act erfolgreichen Beginnern eine politische Dimension zurückzugeben.  TO