berichtigung: heinrich lübke, die zwangsarbeiter in peenemünde, die kz-baracken und die stasi
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Vorgestern ist auf dieser Seite der Kommentar „Nachrichten von gestern“ zu den Stasi-Vorwürfen der Welt gegen Günter Wallraff erschienen. Darin heißt es, dass die Stasi „Dokumente über die Nazi-Vergangenheit von Westpolitikern fälschte – berühmt wurde etwa die Legende, dass Heinrich Lübke KZs entworfen hatte“. Das ist so nicht richtig. Die Stasi hat zwar in der Tat versucht, belastende Dokumente gegen Lübke zu lancieren – doch es ist keineswegs eine Legende, dass Lübke am Bau von KZs beteiligt war.

Lübke war Bauleiter in Peenemünde, wo die Nazis unter anderem verschleppte Arbeiter aus dem Osten und KZ-Häftlinge zwangen, unter unmenschlichen Bedingungen an der Produktion der V2-Rakete mitzuwirken. Heinrich Lübke arbeitete als oberster Bauleiter in Peenemünde und verantwortete von 1943 bis 1945 den Einsatz von KZ-Häftlingen. Außerdem wurden unter seiner Leitung in Neu-Stassfurt Baracken errichtet, in denen später KZ-Gefangene lebten. Daher stammt der Begriff vom KZ-Bauleiter Lübke. Exakt nachgewiesen hat all dies der Historiker Jens-Christian Wagner 2001 in dem Buch „Produktion des Todes – Das KZ Mittelbau-Dora“.

Die Stasi versuchte in den 60ern mit dem Material aus Neu-Stassfurt eine Kampagne gegen den CDU-Politiker anzuzetteln, der damals Bundespräsident im Staat des Klassenfeindes war. Weil in den Akten von KZ nicht die Rede war, fälschte die Stasi zwei Aktendeckel, schrieb „Konzentrationslager“ darauf, damit auch begriffsstutzige Westjournalisten merkten, worum es ging.

Als der Schwindel ruchbar wurde, brach die Kampagne zusammen. Damals entstand offenbar die Version, dass die Stasi Lübke fälschlicherweise eine Nazivergangenheit angedichtet hatte. Die Stasi hatte echte Dokumente gefakt – und damit das Gerücht befördert, dass Lübke Opfer kommunistischer Machenschaften geworden war.

Diese Geschichte zeigt, wie die Stasi versuchte, Journalisten im Westen zu instrumentalisieren – und wie ineffektiv sie dabei war. Vor allem aber zeigt sie, wie schwer es im konkreten Fall sein konnte, die Wahrheit über die Nazizeit zu ergründen, die zu einem ideologischen Kampfinstrument im Kalten Krieg geworden war.

In deutschen Zeitungen wird der Begriff „KZ-Baumeister Lübke“ heute manchmal in Anführungsstrichen gesetzt, offenbar um Distanz zu dem Versuch der DDR zu markieren, Lübke zu denunzieren. Doch die amateurhafte Stasi-Fälschung ist nur die Randepisode: Die Hauptgeschichte handelt von der Kontinuität der NS-Eliten in der Bundesrepublik nach 1945. SR