Springer geht ein Licht auf

Mathias Döpfner verkündet „extrem positive Nachrichten“: „Bild“-Zeitung für Polen geplant. „Welt“ darf weiter leben

BERLIN taz ■ Dank Mathias Döpfner ist die Welt seit gestern um eine neue krude Methapher reiche: „Für Optimismus besteht immer noch kein konkreter Anlass“, verkündete der Axel-Springer-Chef bei der Vorstellung ganz passabler Halbjahreszahlen für Euorpas größtes Zeitungshaus. Das ist so neu nicht. „Wir sehen aber Licht in der Mitte des Tunnels.“ Das saß.

In der Tat hat Springer trotz Branchenkrise und weiterhin wegbrechender Anzeigenerlöse ein im Vergleich zu den Vorjahren üppiges Ergebis vorgelegt: 90 Millionen Euro Halbjahresüberschuss – im gesamten Geschäftsjahr 2002 gab es nur 60 Millionen. Das Geheimnis: Die ersten sechs Monate dieses Jahres waren allein zum Sparen da, um 69 Millionen Euro sanken die Kosten im Vergleich zum Vorjahr – durch Personalabbau, Honorarkürzungen und den Ausstieg aus Geschäftsbereichen wie der TV-Produktion, für die der Konzern nie ein Händchen hatte. Dafür hält Springer als Partner Haim Sabans jetzt hübsch an seiner Beteiligung an der Senderfamilie Pro 7-Sat.1 fest.

Und damit sich das Geld nicht ins Unermessliche stapelt, wird heftig investiert: Mit Lola bekommt die deutsche Frau unter 29 ab Oktober 2003 weitere Lektüre aus Springers Münchner Zeitschriftenableger AS Young Media House, der ohnehin überdurchschnittlich zur derzeit guten Konzernlaune beiträgt: Im Ausland soll weiter expandiert werden, Polen darf sich schon mal auf eine eigene Boulevardzeitung made by Springer freuen. Noch sei nichts entscheiden, sagte Döpfner, aber die Vorarbeiten liefen „extrem ermutigend“.

Genauso extrem ermutigend dürfte die Botschaft des Springer-Chefs ankommen, im Falle einer Ministererlaubnis zum Kauf der Berliner Zeitung durch Tagesspiegel-Verleger Holtzbrinck jetzt doch nicht sofort Welt und Morgenpost einzustellen: Weil man doch gerichtlich gegen eine solche Sondergenehmigung vorgehen werde, seien „kurzfristige Veränderungen unmöglich. Das wird ein jahrelanger Prozess sein“, so Döpfner. Wenn da nur keiner mitten im Tunnel das Licht wieder ausmacht. STG