kuckense ma: auf bremens leinwand
: Hochkomik im Niemandsraum: „Raumpatrouille Orion“ stürzt ins Kino

„Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Dies ist ein Märchen von übermorgen.“ Wohl eher von vorgestern – muss man heute sagen. Aber als 1966 die Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ mit diesem Intro in glorreichem Schwarzweiß über die Bildschirme flackerte, war das für uns Kinder das Modernste und Aufregendste überhaupt. „Hyperspace“, „Overkill“ und die „Frogs“ liegen bei uns in einer Rumpelkammer des Gedächtnisses. Und es ist rührend und komisch zugleich, diesen Teil der Erinnerung jetzt auf der Leinwand zu sehen.

So lacht man über das Bügeleisen, das als Teil des Kommandopults gut zu erkennen ist und über die abenteuerlichen Armaturen, die oft verdächtig wie aufgereihte Pingpongbälle aussehen. An denen hantieren die Darsteller herum und reden ständig im technischen Kauderwelsch der fiktiven Zukunft, das uns damals so mächtig imponierte und heute in Sphären unfreiwilliger Hochkomik abhebt. Im „Starlightkasino“ kann man an den Tanzstilen des dritten Jahrtausends sehen, dass die Menschen der Zukunft zwar gelenkiger sein werden als wir, sich dafür aber ohne jedes Rhythmusgefühl bewegen. Und ihre Musik ist zwar furchtbar elektronisch, stammt aber doch unverkennbar von Peter Thomas, dem Komponisten der Edgar-Wallace-Filme. Dietmar Schönherr ist ein so wunderschöner Macho, wie es sein Name verspricht: Cliff Allister McLane. Tamara Jagellovsk alias Eva Pflug schmeißt als Agentin des Sicherheitsdienstes nur so mit „Alphaordern“ um sich und Flottengeneral Kublai Krim ist begierig darauf, ganze Sonnensystem ins Vakuum, nein, in den „Niemandsraum“ zu sprengen.

Für „Raumpatrouille Orion – Rücksturz ins Kino“ wurden einige Folgen zu 92 Filmminuten zusammenmontiert. Leider fehlt dabei Margot Trogger als „Sie“, die furchteinflößende Herrscherin des Frauenplaneten. Für die Übergänge hat man einige Szenen mit Elke Heidenreich als retro-futuristischer Moderatorin dazu gedreht. Bei ihrer „Sternenschau“ verabschiedet sie sich mit „Alles wird galaktisch gut!“ Auch das ist also mit den Jahrtausenden nicht besser geworden.

In der Bremer Schauburg wird „Orion“ im Rahmen eines kleinen „Science & Fiction Filmfestivals“ vom 25. September bis zum 1. Oktober in Kooperation mit dem Überseemuseum gezeigt: Ein Wiedersehen gibt es dort auch mit Kubricks „2001“, „Contact“ von Robert Zemecki und Ron Howards „Apollo 13“, der allerdings genau genommen ein Historienfilm ist. Aber „Raumpatrouille Orion“ im Grunde ja auch. Hip

Termine: siehe Kino-taz