Nichts kommt ins Rutschen

Berufsschul-Stiftung kommt bei Workshops schlecht an. Auch Ausbilder der Betriebe stimmen dagegen. Gewerbeschule 19 in Wilhelmsburg von Schülern symbolisch besetzt

Seit Anfang September tingeln Vertreter der Unternehmensberatung „Putz + Partner“ durch die 48 Hamburger Berufsschulen, um Pädagogen und Ausbildern die Senatspläne zur Privatisierung schmackhaft zu machen. Am Ende eines jeden „Workshops“ dürfen die Zuhörer „voten“, wie sie die Sache finden. „Wir sammeln das hier. Nur an einer einzigen Schule haben die Ausbilder dafür gestimmt“, berichtet der Personalrat Bernd Viet. An den übrigen der 36 besuchten Schulen habe die große Mehrheit der Ausbilder dagegen votiert, ein paar weitere sich enthalten. Die Lehrer stimmten komplett gegen den Plan, die Führung ihrer Schulen künftig einem wirtschaftsdominierten Stitungs-Kuratorium zu überlassen.

Zwölf weitere Workshops stehen noch aus. Doch für Bernd Viet steht jetzt schon fest: „Eine seriöse Unternehmensberatung müsste sagen: Das geht nicht. Wenn alle Beteiligten dagegen sind, muss das Vorhaben gestoppt werden.“ Gestern Vormittags gingen an der Wilhelmsburger Gewerbeschule 19 erstmals auch Schüler auf die Barrikaden. Sie besetzten symbolisch die Schule, weil sie um die Existenz der schulischen Vollzeitbildungsgänge und um die Schülermitbestimmung fürchten.

Die Überführung der Berufsschulen in eine wirtschaftsnahe Stiftung war auf Druck der Handelskammer eingeleitet worden. Peinlich nun, dass selbst die konkret mit der Ausbildung befassten Vertreter der Wirtschaft die Sache nicht wollen. Er fürchte mehr Bürokratie und einen Verlust der bewährten Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben, hatte beispielsweise der Ausbildungsleiter von Iduna-Nova, Werner Oldag, kürzlich bei einer Podiumsdiskussion in der Patriotischen Gesellschaft erklärt. Die Rechtsanwalts- und Notarkammer hat sich sogar geweigert, an einem derartigen Workshop auch nur teilzunehmen.

Weil die Workshops so schlecht ankommen und auch eine für Montag extra zu diesem Thema angesetzte Deputationssitzung auf November verschoben wurde, frohlocken Kritiker, dass die Pläne scheitern. Laut Behördensprecher Alexander Luckow ist dem nicht so: „Da gerät nichts ins Rutschen“, erklärt er. Die Behörde lasse sich nur Zeit, die Workshops auszuwerten. Am dem Ziel, die Stiftung im Sommer 2004 zu starten, ändere das nichts. Sollte dem so sein, könnte nur noch das Volksbegehren „Bildung ist keine Ware“ die Sache stoppen, für das in der ersten Stufe immerhin 25.000 Unterschriften zusammenkamen.Kaija Kutter