Ringen um die Macht

Bildungsbehörde sagt Treffen mit Lehrern zur umstrittenen Reform der Berufsschulen kurzfristig ab

Die geplante Überführung der Hamburger Berufsschulen in eine Stiftung rückt immer mehr in weite Ferne. Die Bildungsbehörde unter Senator Rudolf Lange (FDP) sagte wenige Stunden vor Beginn eine für gestern angesetzte Konferenz sowie ein Treffen am kommenden Montag ab. Bei diesen Terminen wollten Behördenvertreter mit den Schulleitern die Reform beraten. Grund für die Absage ist offenbar die vernichtende Kritik in der Bilanz der Workshops, die den Schulen die Stiftungsidee schmackhaft machen sollten.

Die Auswertung ließe kein gutes Haar an dem Projekt, sagte Dieter Droemmer, Vorsitzender der Vereinigung der Schulleiter an beruflichen Schulen. „Es gibt Hinweise, dass Lange darum die Stiftung kippen will, Handwerks- und Handelskammer das aber blockieren“. Die Behörde will die 48 Berufsschulen in eine von Wirtschaftsvertretern dominierte Stiftung überführen. Ausbilder und Pädagogen lehnen das Vorhaben geschlossen ab. Sie bemängeln unter anderem den Plan, Geschäftsführer an die Spitze der Schulen zu setzen und der Wirtschaft die Fachaufsicht zu überlassen. Eine Unternehmensberatung warb mit Workshops an den Schulen für das Modell. Mit den Ergebnissen ging das Amt für Bildung Anfang der Woche in Klausur. Die Auswertung sollte gestern auf der Konferenz vorgestellt werden.

Die Absage der Tagungen ist aus Sicht von Personalrat Bernd Viet eine „klare Reaktion“ auf die Widerstände von Ausbildern und Lehrern: „Die Behörde überlegt jetzt, wie sie damit umgehen soll.“ Behördensprecher Alexander Luckow kündigte an, die Konferenzen würden nachgeholt. Die Ergebnisse der Workshops seien „zu vielstimmig“, um sie in Kürze aufarbeiten zu können. Auf die Frage, ob die Stiftung zur Disposition stehe, sagte Luckow: „Der Senator wird sich die Auswertung der Workshops genau angucken.“ EVA WEIKERT