Google mischt Wall Street auf

Die erfolgreichste Internet-Suchmaschine der Welt plant Börsengang per Auktion

BERLIN taz ■ Die Internet-Suchmaschine Google drängt nach Berichten der Financial Times 2004 an die Börse und will dabei den Investmentbanken die lange Nase zeigen: Nicht sie sollen – wie bei Börsengängen allgemein üblich – Ausgabepreis und Zuteilung der Aktien bestimmen. Der derzeit am meisten genutzte Gatekeeper im Internet setzt auch hier auf die direkte Kundenbeziehung – und will die Papiere per Online-Auktion an Frau und Mann bringen.

Laut FT soll die hochprofitable Firma, die bisher keinerlei Geschäftszahlen kommuniziert, im März an die Börse gehen. Während sich viele Online-Unternehmen weiterhin schwer tun, im Internet Geld zu verdienen, macht Google nach Branchenschätzungen bei 500 Millionen US-Dollar Jahresumsatz (rund 425 Millionen Euro) rund 150 Millionen Dollar (127 Millionen Euro) Gewinn. 15 bis 20 Milliarden US-Dollar Erlös (12 bis 17 Milliarden Euro) aus der Erstemission der Google-Aktie halten Finanzexperten für realistisch. Einzelne Stimmen gehen aber von deutlich höheren Summen bis zu 100 Milliarden Dollar (85 Milliarden Euro) aus.

Eine Aktienemission per Auktion wäre ein Börsen-Novum. Google würde so einerseits einen Gutteil der Vermittlungsgebühren, die die Banken für einen klassischen Börsengang erheben, sparen. Hinter dem Plan stehen andererseits die schlechten Erfahrungen anderer Online-Unternehmen beim Börsengang. Sie warfen den verantwortlichen Banken vor, durch willkürliche Zuteilung der Aktien Ausgabepreise manipuliert sowie Banken und Investmentfonds bevorzugt zu haben. Dies habe zu massiver Spekulation mit negativen Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb geführt.

Google wurde 1998 von denStanford-Doktoranden Larry Page und Sergey Brin gegründet, erreicht über drei Milliarden Webseiten in aller Welt und wird nach eigenen Angaben pro Tag 200 Millionen Mal angesteuert.

STEFFEN GRIMBERG