Mundpropaganda

Gesamtschulen wurden bei Lehrer-Umfrage übergangen. Behörde räumt lediglich mündliche Aufforderung ein

Bei der Behördenumfrage an 40 Schulen, die zu dem Ergebnis kommt, dass nur die Hälfte der Lehrer seit dem 1. August mehr unterrichtet, war keine einzige Gesamtschule dabei. Da die Teilnahme an der Umfrage freiwillig war, könnte man vermuten, „dass es denen gar nicht so schlecht geht“, hatte Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) deshalb bei der Vorstellung der Umfrage gescherzt.

Doch an den Gesamtschulen war die Aufforderung zur Umfrage offenbar gar nicht angekommen. „Ich kann mich nicht entsinnen, von der Behörde einen solchen Fragebogen bekommen zu haben“, erklärt der Schulleiter der Gesamtschule Steilshoop, Dieter Maibaum. Wenn ein solches Papier aus der Behörde käme, müsste es auf seinem Schreibtisch landen. Maibaum hat an seiner Schule eine eigene Erhebung gemacht und kommt zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Lehrer zwei Stunden und mehr zusätzlich unterrichten.

„Es ist keine seriöse Umfrage, wenn man eine ganze Schulform nicht mit einbezieht“, erklärt auch Britta Ernst, der eine weitere Schulleiterin bekannt ist, die keine Aufforderung bekam. Die SPD-Politikerin hat nun eine kleine Anfrage gestellt, um zu erfahren, ob die Erhebung an Gesamtschulen nachgeholt wird und ob vielleicht auch noch andere Schulen ausgespart wurden. Denn eine Umfrage der GEW unter 2.500 Lehrern kommt zu dem Ergebnis, dass 73 Prozent mehr unterrichten.

Behördensprecher Alexander Luckow räumte gestern gegenüber der taz ein, dass es keine schriftliche Aufforderung gegeben habe. Schulaufsichtsleiter Norbert Rosenboom habe bei den „üblichen Dienstbesprechungen im Hause“ nur mündlich dazu aufgefordert, die Daten zu liefern. Dies hätten die Schulaufsichtsbeamten dann an die Schulleiter weitergegeben: „Wenn da mancher nicht zuhört, ist das seine Sache.“ Ernst sieht das anders: „Die Behörde macht sich lächerlich.“ KAIJA KUTTER