Nicht ohne unsere Freunde

Die Kunsthalle könnte ohne Kooperation mit mehr als 40 Firmen und Institutionen ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen.Sponsoren und Stiftungen ist der Werbe-Effekt ihrer Geld- und Sachmittelzuwendungen oft gar nicht mehr so wichtig

Eine Werbeveranstaltung für Banken, Markenhemden oder Zigaretten könnte erwartet werden, wenn die Hamburger Kunsthalle der Presse ihre Sponsoren vorstellt. Doch am vergangenen Mittwoch stellte sich letztlich heraus: Niemand macht sich mehr auf diese Weise wichtig, während die öffentliche Hand ganz selbstverständlich die Museen unterhält.

Tatsächlich werden nur noch 32 Prozent des 12,5 Millionen Euro schweren Gesamthaushaltes der Kunsthalle aus dem Kulturhaushalt bezahlt. Und da das Museum im Jahr 2002 nur etwa 18 Prozent eigene Erlöse aus Eintrittsgeldern und Vermietungen erzielen konnte, tragen Sponsoren und Stiftungen mit 50 Prozent die Hälfte aller Kosten. Dabei ist der eher werbende Auftritt bei großen Ausstellungen nur ein kleiner Teil der Aktivitäten in allen musealen Bereichen, auch beim sonst gar nicht mehr finanzierbaren Sammeln, beim Bewahren des Gesammelten und bei der Forschung mit dem Material ist Hilfe von Förderern und Mäzenen, Stiftern und Sponsoren nötig – und dankenswerterweise auch üblich.

Von einer großen Firma der Zigarettenindustrie als langfristigem Ausstellungspartner bis zu einzelnen Sachspenden von Videobeamern oder Gratisanzeigen reicht die Palette der über zwanzig für die Kunsthalle engagierten Firmen. Aber auch der – ganz hamburgisch – „ungenannte Privatmann“ und fünf Vereine gehören dazu, darunter der größte Freundeskreis eines Museums in ganz Festlandseuropa.

Immer mehr Bedeutung bekommen die neuerdings vom Steuerrecht besser gestellten Stiftungen: Von der „F und W Stiftung für zeitgenössische Kunst“ bis zur „Zeit-Stiftung“ unterstützen zehn große und kleine, öffentliche und private die ja ebenfalls als Stiftung organisierte Kunsthalle bei Investitionen und Ankäufen, bei Restaurierungen und der Erforschung der Bestände des Kupferstichkabinetts. Bei diesem weit über Werbung hinausgehenden Engagement für die Kunsthalle, für Kunst und Kultur in Hamburg war es nicht verwunderlich, dass das Podium am Ende mit Nachdruck beklagte, dass Förderung oft gerade da unterbleibt, wo man sie mit gutem Recht erwarten darf: So ist in der vor wenigen Wochen von Senat und Handelskammer neu gegründeten Hamburg-Marketing-GmbH die Kultur bisher nicht vertreten. Und das, obwohl in der neuesten BAT-Freizeitstudie 91 Prozent der befragten Deutschen sagten, dass Kultur ein wesentlicher Imagefaktor für eine Stadt sei. Hajo Schiff