Ohne Papiere keine Rechte

Antirassistische Initiativen wollen den illegal in Hamburg lebenden Ausländern mit einem Aktionstag Gehör verschaffen: „Gesellschaft für Legalisierung“ aktiv

Morgen früh werden sich die Hamburger wundern: In den Bahnen werden Leute mit Radios unterwegs sein, die Geschichten über unbehandelte Knochenbrüche, Lohnbetrug und illegale Studierende senden. Die Aktion hat die „Gesellschaft für Legalisierung“ angekündigt. Zu der haben sich antirassistische Initiativen wie Kanak Attak, der Polnische Sozialrat oder die Medizinische Beratungsstelle für Flüchtlinge zusammengeschlossen. Mit seiner Tour „Wir sind unter euch“ will das Bündnis auf die Lage der illegal in Hamburg lebenden Ausländer aufmerksam machen.

So genannte Illegale werden Migranten ohne Papiere genannt oder jene, die sich in Deutschland nicht aufhalten dürfen. Wie viele Menschen in Hamburg illegal leben, kann niemand genau sagen. „Es gibt Schätzungen, nach denen hier etwa 50.000 Menschen ohne Papiere leben“, berichtet Astrid Kusser von Kanak Attak. Dabei seien die Grenzen zwischen legalem und illegalem Aufenthalt fließend. So müssen beispielsweise Kontaktarbeiter ausreisen, sobald sie ihren Job beendet haben. Wer aber um den Lohn geprellt werde und darum bleibe, gelte per Gesetz als Illegaler. Studierende aus Nicht-EU-Staaten verlören mit dem Abschluss automatisch ihr Aufenthaltsrecht. „Migranten können sehr schnell in die Illegalität abrutschen“, beklagt Kusser.

Selbst in akuten medizinischen Notlagen droht für Illegale die Hilfe in der Ambulanz zum ersten Schritt in die Abschiebehaft zu werden. In Hamburg wenden sich darum viele Migranten an die Medizinische Beratungsstelle für Flüchtlinge. „Weil wir begrenzte Kapazitäten haben, müssen wir manchmal Kranke unbehandelt wegschicken“, berichtet Srini Jagarlamudi von der Beratungsstelle. Er fordert darum: „Medizinische Hilfe darf nicht von den Papieren eines Menschen abhängig sein.“

Helfer wie Jagarlamudi machen sich durch ihr Engagement womöglich selbst strafbar. Denn humanitäre Hilfe für Illegale steht unter Strafe. „Das ist ein Skandal“, meint die Flüchtlingsbeauftragte der nordelbischen Kirche, Fanny Dethloff. „Der Kriminalisierung zum Trotz sind wir aufgerufen, Menschen ohne Papieren zu helfen.“ EVA WEIKERT

Die Radio-Performer treffen sich morgen, 8 Uhr, vor dem Reisezentrum Bahnhof Altona. Nach der Aktion formiert sich in der Langen Reihe ein Autokorso. Ab 14 Uhr gibt es Filme zum Thema in der Marktstube (Marktstraße)