„Das überschreitet den menschlichen Anstand“

Die Fotos für ihre Kampagne hat Peta vom Washingtoner Holocaust-Museum bezogen. Dort ist man entsetzt und fühlt sich getäuscht

taz: Herr Berger, das United States Holocaust Memorial Museum hat Peta verboten weiterhin Fotografien des Museums zu verwenden. Warum?

Arthur Berger: Wir sind der Meinung, dass die Verwendung der Fotos von Peta in ihrer Kampagne „Der Holocaust auf deinem Teller“ eine grauenvolle Verzerrung der Geschichte des Holocaust und eine fürchterliche Verletzung des Gedenkens an die im Holocaust Ermordeten darstellt. Es handelt sich hier um eine schreckliche Beleidigung der Familien der Ermordeten und der Überlebenden.

Wie kam es, dass Peta die Bilder verwenden durfte?

Da wir eine öffentliche Einrichtung sind, sind viele unserer Fotos jedermann zugänglich. Wir haben jedoch einen Nutzungsvertrag, in welchem der Peta-Mitarbeiter weder erwähnte, dass er für Peta arbeitete, noch dass die Bilder Teil einer solchen Kampagne sein würden. Das finden wir betrügerisch.

Wie ist Ihr Eindruck der Kampagne?

Wir glauben, dass sie die Leiden der Überlebenden unglaublich entstellt. Es ist nicht meine Aufgabe, über Tiere zu reden, aber ich kann sehr wohl über das Leiden derer reden, die in Konzentrationslagern waren und von den Nazis gefoltert und entmenschlicht wurden. Diese Fotos als Vergleich mit Tieren heranzuziehen, überschreitet ganz einfach menschlichen Anstand.

Wie hat das Museum darauf reagiert?

Wir haben ihnen die Rechte entzogen, die Fotos weiterhin zu benutzen, und wir haben sie in einem Brief von unserem Anwalt freundlich gebeten sie nicht mehr zu zeigen. Sie verletzen durch die Fortsetzung ihrer Kampagne die Nutzungsvereinbarungen.

Hat Peta darauf reagiert?

Sie haben uns einen Brief geschrieben, in dem sie sich weigerten die Verwendung einzustellen.

Überlegen Sie, gerichtliche Schritte einzuleiten?

Das haben wir noch nicht entschieden.

Glauben Sie, dass es eine besondere Bedeutung hat, eine solche Kampagne in Europa, insbesondere in Deutschland, zu zeigen?

So etwas ist widerwärtig, egal wo es gezeigt wird. Es ist jedoch noch geschmackloser, das an den Orten zu zeigen, wo der Holocaust stattgefunden hat. INTERVIEW:
SEBASTIAN WEHRHAHN