Protest totschweigen

GAL bohrt bei Berufsschul-Reform nach, doch Senat gibt keine Auskunft über Akzeptanz bei Lehrern und Betrieben

Um die umstrittene Berufsschulreform nicht zu gefährden, verheimlicht der Senat wichtige Informationen. Diesen Schluss hat die GAL-Fraktion gezogen, nachdem der Senat eine kleine Anfrage der grünen Bildungspolitikerin Christa Goetsch im Einzelnen nicht beantwortet hat.

Goetsch will Details aus einer Bilanz zu den Workshops wissen, mit denen die Unternehmensberatung Putz&Partner im Auftrag der Stadt bei Lehrern, Schülern und Betrieben für die geplante Überführung der 48 Berufsschulen in eine Stiftung geworben hatte. Die Bildungsbehörde hat den Putz&Partner-Bericht nicht veröffentlicht. „Weil da die Kritik von Lehrern und Ausbildern wiedergegeben wird“, vermutet Personalrat Bernd Viet.

Die Stiftung soll im Herbst 2004 gegründet werden. Ein Kuratorium und Aufsichtsräte an Schulen sollen über Verwendung der Finanzen und Inhalte der Lehre entscheiden. Die Gremien besetzen paritätisch Wirtschafts- und Staatsvertreter. Pädagogen und Betriebe wehren sich gegen den Plan. Das ist in einer Kurzfassung der Workshopbilanz dokumentiert, die der taz vorliegt. Darin wird etwa die Furcht der Lehrer vor dem Einfluss der Wirtschaft auf die Lehre angeführt oder die Sorge von Betrieben vor einer aufgeblähten Bürokratie.

„Es droht eine Wasserkopfverwaltung“, meint auch Goetsch. Sie mahnt, der Staat dürfe die berufliche Bildung nicht der öffentlichen Kontrolle entziehen und müsse die Proteste ernst nehmen. Die GAL möchte etwa erfahren, wie welche Schulen die Privatisierung beurteilen und ob nach Kenntnis des Senats über die Voten die Behauptung der Handelskammer zuträfe, die Unternehmen stünden hinter der Reform. Er äußere sich nicht zu „Einzelheiten der Vorbereitung seiner Entscheidung“, parierte der Senat alle 14 Fragen. Goetsch empört sich: „Eine glatte Lüge, die wissen doch längst, was sie wollen.“ EVA WEIKERT