christoph schultheis
: Ein Abend der menschlichen Gesten

Am Samstag stand Thomas Gottschalk im ZDF zwei Stunden lang unter einem „Bild“-Zeitungslogo und moderierte die Spendengala „Ein Herz für Kinder“

„Was soll der ganze Scheiß?!“, sagte Thomas Gottschalk am Samstagabend kurz nach 20.15 Uhr. „Warum mach ich das hier bloß?“, fragte er. „Finden Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, nicht auch, dass ich doch eigentlich der falsche Mann bin, den das ZDF dazu verdonnert hat, hier zwei geschlagene Stunden lang diese verdammte Spendengala zu moderieren! Müsste an meiner Stelle, unter diesem riesigen Bild-Zeitungslogo, das da hinter mir in der Deko hängt, nicht der Johannes B. Kerner stehen? Der kann so was doch viel besser und hat, das wissen doch alle, außerdem einen ausgesprochen guten Draht zur Bild, während ich gar keinen Hehl daraus mache, dass ich in den vergangenen 25 Jahren nicht nur glücklich war über das, was über mich und andere in der Bild-Zeitung stand … Entschuldigen Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,“ sagte Gottschalk und ruderte ein wenig unbeholfen mit den Armen, „aber das wollte ich mal eben loswerden.“

Selbstverständlich, liebe Leserinnen und Leser, hat unser Thommy Gottschalk das alles nicht gesagt. Und schon gar nicht in diesem Wortlaut. Natürlich nicht. Es klang nur so – am Samstagabend kurz nach 20.15 Uhr.

Gesagt hat er stattdessen etwas anderes: „Guten Abend und herzlich willkommen zu unserer großen Gala ‚Ein Herz für Kinder‘!“ natürlich – und dann, nach ein paar weiteren Artigkeiten, als der erste Applaus verklungen war: „Dies ist für mich auch ein Abend widerstreitender Gefühle. Ich bin kein großer Fan eines Fernsehens, wo die Schicksale anderer Menschen ausgeleuchtet werden und man sich selber entspannt im Fernsehsessel zurücklehnt und sagt: Da geht's mir doch gut! Und ich bin natürlich als Unterhalter immer sehr daran interessiert, dass ich Sie zu Hause erheitere, dass es angenehme Gefühle sind. Ihr Lachen ist mir lieber als Ihre Tränen. Und trotzdem“, sagte Gottschalk und ruderte ein wenig unbeholfen mit den Armen, „wird das heute nicht so oft sein, wie ich das gerne hätte, dass sie lachen …“ Wenig später sagte er noch: „Sie können sich vorstellen, dass ich in den vergangenen 25 Jahren nicht immer glücklich war über das, was über mich und andere in der Bild-Zeitung stand …“ Gottschalk holte tief Luft und begann den nächsten Satz mit einem „Aber“. Dann fing die Sendung an. „Es war ein Abend der großen Gefühle, der menschlichen Gesten“, schrieb die Bild am Sonntag.