Lob für den Opa bringt Merz in die Bredouille

Für den Unions-Fraktionsvize Merz ist NS-Bürgermeister ein Vorbild: SPD und Grüne kritisieren „geistigen Bürgerkrieg“

BERLIN taz ■ Im Streit über die Äußerungen des CDU/CSU-Fraktionsvizes im Bundestag, Friedrich Merz’, zur Rolle seines Großvaters im Nationalsozialismus haben sich jetzt auch Bundespolitiker der Regierungskoalition eingeschaltet. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer warf Merz vor, „die politische Auseinandersetzung zwischen den Parteien in einen geistigen Bürgerkrieg zu verwandeln“. Der CDU-Politiker tue dies „nicht zum ersten Mal“, sagte Bütikofer.

Merz hatte am 6. Januar auf einer CDU-Parteiversammlung in seinem Geburtsort Brilon im Sauerland dazu aufgerufen, das „rote Rathaus“ der Stadt „zu stürmen“. Zur Begründung für sein Engagement vor Ort verwies der Fraktionsvize auf seinen Großvater, Josef Paul Sauvigny, der in Brilon „bis 1937“ Bürgermeister gewesen sei. Lokalhistoriker sehen in Sauvigny eine Stütze des NS-Regimes vor Ort.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy kritisierte gegenüber der taz: „Man kann jemanden, der mit dem NS-Staat so offensichtlich kollaboriert hat, nicht zum Vorbild erklären.“ Edathy ist Sprecher der Arbeitsgruppe Rechtsextremismus seiner Fraktion. „Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion besteht Klärungsbedarf“, sagte Edathy.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, warf Friedrich Merz „undifferenzierte Sprücheklopferei und peinliche Kraftmeierei“ vor. „Herr Merz sollte sich etwas genauer mit der Geschichte seiner Familie auseinander setzen. Dann würde er solche peinlichen Referenzen nicht ins Spiel bringen.“

PAT, LKW

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