Lift the nozzle

Allein entlang den Detroiter Highways und die Peinlichkeiten beim Bedienen einer Zapfsäule

Selbstbedienungsmaschinen sind mein Alptraum. Mir ist es peinlich, wenn ich vor dem High-Tech-Gerät eines Supermarkts oder einer Ticketmaschine stehe, verzweifelt auf irgendwelche Menüs drücke und nichts passiert. Noch peinlicher ist es mir an Tankstellen. „Choose petrol.“ „Lift the nozzle.“

Was um Himmels willen muss ich tun? Doch bei meiner Reise von Detroit nach New York, einem 897 Meilen langen Stück Highway, blieb mir das Tanken nun mal nicht erspart. Während routinierte Trucker, geübte Familienväter und telefonierende Businessmänner ohne zu zögern die Tanksäulen bedienen, lese ich, frierend im kalten Winterwind, die Gebrauchsanweisung zum Selbstbedienungsservice der Tankstelle XY.

Nachdem ich alles richtig gemacht habe, strömt immer noch kein Benzin in meinen Mietautotank. Wie beiläufig schaue ich zur Nachbarsäule und beobachte, was der Fordfahrer, ein Schwarzer in „Detroit Tigers“-Windjacke, nebenan wohl anders macht als ich. Schließlich muss ich ihn fragen.

„Sure Ma’am“, freut er sich über so viel Unwissen. Er schiebt den Tankhahnhalter hoch, und schon sprudelt das Benzin los.

„Just lift the nozzle, you know.“

Aha, danke. Doch so schnell lässt er mich nicht weg.

Ich sei wohl fremd hier, ach, aus Deutschland, ach, aus Berlin. Ja, da war sein Bruder mal im Militärdienst, erfahre ich. Great. Ja, aber ich sollte doch auf gar keinen Fall hier allein rumfahren. Nicht nach Einbruch der Dämmerung. Das sei keine gute Gegend, müsse ich wissen, schon gar nicht für eine Frau. Einsteigen, bekomme ich mit auf den Weg, und dann sofort die Türen von innen verriegeln.

Zum Abschied umarmt er mich, wünscht mir eine gute Reise und noch was: „Ma’am, sprechen Sie nicht mit schwarzen Männern!“

Ja aber Sie sind doch selber einer!

„Sure, aber ich bin doch ein Guter!“ ADRIENNE WOLTERSDORF