Spiel-Leidenschaft nimmt ab

Bei den Spielbanken sinkt der Umsatz: Vor allem das klassische Roulette-Spiel macht den Betreibern Sorge – ihr Geld machen sie vor allem mit Automatenhallen

Bremen taz ■ Den Spielbanken geht es schlecht, keine Frage – die Bereitschaft der Menschen, ihr Geld zu verzocken, nimmt ab. Vor allem offenbar beim „klassischen Spiel“ im Casino. Ausgerechnet das Spiel an den Tischen ist aufgrund der vornehmen Atmosphäre personalintensiv und teuer. Die Automatenhallen, die auch von den Spielbanken betrieben werden, sind dagegen in den Betriebskosten billig.

Im niedersächsischen Hittfeld soll dieses „klassische Spiel“ daher ganz geschlossen werden, es rentiert sich nicht. Die Bremer Spielbank, die letzte Woche ihr Geschäftsergebnis für das Jahr 2003 vorlegte, hat beim klassischen Casino-Spiel 13 Prozent weniger Besucher gezählt und 38 Prozent weniger Spiel-Umsatz. „Wir leben vom Trinkgeld“, sagt Casino-Direktor Klaus Hillermann, entlassen worden sei niemand, aber frei werdende Stellen besetze man zunehmend mit StudentInnen.

Klassisches Roulette habe sich seit 250 Jahren nicht verändert, erklärt Hillermann das Problem – wie sehr aber haben sich die Automaten in dieser Zeit revolutioniert! „Wo kommt der Nachwuchs her?“, fragt sich die Branche. Mit Events sollen Schwellenängste auch von Damen gemindert werden – mittwochs, am „Ladies Day“, ist freier Eintritt, und es locken Verlosungen: Ein „romantisches Traumwochenende“ ist zu gewinnen oder ein Schmink-Termin. Die Shakespeare Company kommt zum „Irischen Abend“ in den „Scotland-Saal“ des Casinos. Niedrigschwellig ist auch das Black Jack-Turnier, man muss nicht mehr riskieren als „17 und 4“.

Dass der Umsatz insgesamt nur um 4 Prozent gesunken ist, verdankt die Spielbank ihren Automaten. Etwa 500 Millionen Euro Spielumsatz wird im Casino Bremen gemacht, davon 450 Millionen an den Automaten. Das sind 1,4 Millionen Euro am Tag. 95 Prozent des Umsatzes wird über den Gewinn wieder ausgeschüttet, 21,1 Millionen Euro betrug der „Bruttospielertrag“ 2003. Davon fließen 80 Prozent (etwa 17 Millionen Euro) als „Spielbankabgabe“ an die Stadt.

Das ist der gute Teil des Geschäftes, und deswegen präsentiert die Bremer Spielbank ihr Jahresergebnis immer zusammen mit der „Stiftung Wohnliche Stadt“, die von der Spielbankabgabe Gutes tut. In den vergangenen Jahren kamen 50 Prozent der Abgabe in den Topf der Stiftung, erklärte Stiftungs-Vorstand Dietrich Damm. Bremens Große Koalition hat das für das laufende Jahr auf 25 Prozent gekürzt. Nur noch 2,08 Millionen Euro werden also 2004 verteilt werden können – Anträge über 22 Millionen Euro liegen vor. Während bisher große Summen für Umbauprojekte etwa des Rathauses oder des Theaters gegeben wurden, muss sich die Vergabe jetzt auf die kleineren Initiativen konzentrieren, die ein Bürgerengagement vorweisen können; für die würde es unter dem Strich nicht unbedingt weniger, versprach Damm. kawe