Landluft ade

Ursache Lehrerarbeitszeitmodell: Nach dem Klassenreisenboykott droht Schullandheimen das Aus

Die Schullandheime im Hamburger Umland sind von der Schließung bedroht, weil es kaum noch Buchungen gibt. „Hamburgs Lehrer machen im Zuge des Arbeitszeitmodells fast keine Klassenreisen mehr“, erklärt Claus-Peter Cramer von der „Arbeitsgemeinschaft Schullandheime“ (ARGE). Ein Drittel der rund 40 von Hamburger Schulen genutzten Häuser habe deshalb „massive Probleme“.

NDR 90,3 berichtete gestern bereits von Entlassungen. So musste das Schullandheim in Sprötze fünf von neun Mitarbeitern kündigen, weil bislang keine einzige Buchung für 2004 eingegangen war. Laut Cramer sind vor allem die Unterkünfte in ländlicher Umgebung gefährdet. Gut ausgelastet seien dagegen Schullandheime an attraktiven Standorten wie am Meer auf Sylt. Auch die Skihütte eines Hamburger Gymnasiums, die einzige Einrichtung, die weiter als 200 Kilometer von Hamburg entfernt liegt, dürfte auch künftig ausgebucht sein.

Besonders schwierig ist es nach Einschätzung von Cramer dagegen für das von fünf Wilhelmsburger Schulen getragene Schullandheim in Füssen, einem kleinen Ort in der Südheide. Die Buchungen für dieses Jahr könnten „an einer Hand abgezählt werden“. Wenn es keine Kurskorrektur gebe und die Hamburger Lehrer die Klassenfahrten weiter boykottierten, müsse das Schullandheim schon in Kürze aufgegeben werden.

Das Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell hat die Lehrer in der Stadt in ein deutlich engeres Zeitkorsett gezwängt. Aus Protest gegen Mehrarbeit und Zeitdruck will ein Großteil der Lehrer keine Klassenreisen mehr machen.

Die Schullandheime mit ihrer 75-jährigen Tradition stehen im Hamburger Umland vor dem Aus. Bundesweit gibt es nach Angaben von Cramer noch etwa 400 Schullandheime. LNO/TAZ