Frau Doktor Honigkuchenpferd

Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Ulla „Frikadelle“ Schmidt

Die Ministerin willein Rentenniveau auf Radieschenhöhe

Am liebsten würde sie wohl die Kranken ins Korn werfen und die Rentner mit dem Bade ausschütten. Denn an allen Fronten dampfen Probleme: „Verarmte Rentner essen sich gegenseitig“, meldete die Bild-Zeitung am 30. 2. 2004 aus Hamburgs Problemvierteln und berichtet von organisierter Altenkriminalität: In vielen Großstädten schließen sich depravierte Rentner zu Straßenbanden zusammen, um Schulkindern das Pausenbrot zu rauben, andere Altengangs lauern nachts betrunkenen Jugendlichen auf und reißen ihnen die teuren Markenklamotten vom Leib. In Wartezimmern und Krankenhausfluren wiederum rotten sich überall in der Republik Patienten zusammen, randalieren in Operationssälen und legen Ärzte in Schutt und Asche. Von zornigen Kunden, die ihre Beruhigungsmittel und Neuroleptika nicht mehr bezahlen konnten, wurden bereits ganze Apotheken an die nächste Laterne geknüpft.

Letztlich richtet sich der symbolische Widerstand der Volksmassen gegen sie: Krankenkassen- und Vorsterbestandsministerin Ulla Schmidt. Denn ihrem krummen Hirn ist zu verdanken, dass auf die Besteuerung sämtlicher Renten demnächst auch die Besteuerung der Rentensteuer folgt und das Rentenniveau sich auf Radieschenhöhe einpendelt. Ihrem löchrigen Verstand entsprang die Regelung, dass Operationen bei Organversteinerung und alternative Arzneien wie Heilbeton ab sofort aus der eigenen Hosentasche zu bezahlen sind. Obendrein heckte ihre schwärende Fantasie die Idee aus, das Sterbegeld zu streichen: Jetzt können sich viele Alte und Kranke selbst den Tod nicht mehr leisten und müssen ewig weiterleben.

Ulla Schmidts Kritiker, die über ihre Politik grün und blau werden wollen, vergessen jedoch, wie ungerecht das System schon früher war. Während man die Siechen und Greise mit öffentlichen Geldscheinen dreimal täglich fütterte, erhielten Junge und Gesunde keinen müden Cent aus der Kranken- oder Rentenkasse. Hier für mehr Wettbewerb unter den Menschen zu sorgen, ist ein Anliegen von Ulla Schmidts sozialdemokratischer Reformpolitik.

Jeder soll sich nur noch die Krankheit leisten, die er bezahlen kann. Bloße Schönheitsoperationen fallen aus dem Leistungskatalog der Kassen: Wer an Elefantenohren leidet, ein Arschgesicht zur Schau trägt, wem Mäuse im Schamhaar herumlaufen, wer an Gummischwanz oder Fressmuschi leidet, kann dafür keine anderen mehr blechen lassen. Pelzig verschimmelte Gebisse, quietschende Gelenke und herausfallende Augen könnten deshalb bald wieder zum Alltag auf den Straßen gehören. Doch dagegen hat die seit je privat versicherte Ulla Schmidt erstklassige Rezepte in ihrem Täschchen:

Und obwohl diese Rezepte, wie sie nun auch hier in aller Ausführlichkeit vorgestellt wurden, jedermann einleuchten sollten, geschieht es immer häufiger, dass wütende Demonstranten nach französischem Vorbild Lkw-Ladungen invalider Opas und Traktoranhänger voller Mullbinden und Restorgane vor Ulla Schmidts Amtssitz ausschütten. Diese Bürger übersehen, dass Ulla Schmidt gerade in Fragen von Gesundheit und Rente seit langem chronisch kompetent ist, nahm sie doch schon als Kind an Doktorspielen teil und sah in der Schule oft ziemlich alt aus.

„Ich weiß, was es heißt, krank zu sein!“, kann die Ministerin guten Gewissens sagen, auch wenn sie natürlich im Unterschied zu einem Querschnitter wie Christopher Reeve vom Hals an nicht abwärts gelähmt ist. Vielmehr ist die am 13. 6. 1949 geborene Aachener Printe der lebende Beweis, dass man ein Abitur ohne ärztlichen Beistand schaffen kann (1968), ein Pädagogikstudium nicht auf Rezept erfolgen muss (1968–1974) und selbst für ein Fernstudium der Sonderschulpädagogik keine medizinischen Hilfsmittel erforderlich sind (1980–1984), dass sich der Beruf einer Hilfsschullehrerin ohne medikamentöse Betreuung bewältigen lässt (1976–1990) und selbst eine politische Tätigkeit ohne chirurgische Behandlung durchgestanden werden kann (1990 ff.). Nichtsdestoweniger hat Ulla Schmidt viel durchgemacht: So litt sie vor Jahren an einem Nervenfieber (damals trat sie den Karnevalsvereinen „Öcher Penn“ und „Koe Junge“ bei) und hatte zweimal die Woche Migräne (heute ist sie geschieden). Später zog sie sich eine Gehirnentzündung zu (daraufhin wurde sie 1983 Mitglied der SPD), erkrankte an psychotischen Wahnvorstellungen (damals ging sie aktiv in die Politik und gelangte 1989 in den Rat der Stadt Aachen) und wurde Chronikerin, weshalb sie 1990 in den Bundestag überwiesen wurde; und als ihre Erkrankung unheilbar geworden war, musste sie 2001 ins Bundeskabinett eingewiesen werden.

Bei alledem hat sich die von der Sonderschule in ein Bundesministerium aufgestiegene Ulla Schmidt nie verändert, stammt sie doch aus einfachen Verhältnissen. Ihr Motto: Lachen ist die beste Medizin. Ihr Lieblingstier: das Honigkuchenpferd. Ihre Lieblingscreme für die Gesichtspflege: Romika. Und die wird ihr ja auch nicht vom Staat bezahlt.

PETER KÖHLER