Mindestens deckeln

GEW fordert Höchstgrenze für zu erteilenden Unterricht. Deutsche Lehrer arbeiten europaweit am meisten

„Wir hätten lieber gestern als heute einen Gesprächstermin bei der neuen Senatorin“, sagte gestern GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm nach einer Tagung über „Perspektiven der Arbeitszeit“ im Curio-Haus. Die GEW will der parteilosen Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig ihre „Essentials“ für ein anderes Arbeitszeitmodell vorstellen, da sie das gegenwärtige Modell strikt ablehnt. So strikt, dass sie sich auch nicht an dem „Runden Tisch“ zum Thema beteiligt, da es dort nur um die Beseitigung von „Kinderkrankheiten“ gehe.

Als erste Minimalforderung nennt Wilhelm die „Deckelung der Obergrenze der Unterrichtsverpflichtung“ für alle Lehrer. Früher, im alten „Pflichtstundenmodell“, mussten Gymnasiallehrer beispielsweise höchstens 24 und Grundschullehrer höchstens 27 Stunden pro Woche unterrichten. Doch in dem gültigen Modell, das die Fächer nach Faktoren gewichtet, unterrichten nach einer GEW-Umfrage 75 Prozent der Lehrer mehr als früher, viele sogar mehr als 30 Stunden. In einem Papier, das Wilhelm gemeinsam mit der GEW-Vorsitzenden Stefanie Odenwald erarbeitet hat, fordert sie als „ersten Schritt“ nun besagte Deckelung in Höhe der alten Pflichtstunden. Langfristig, so war es auch Konsens auf der gut besuchten Tagung, möchte die GEW ein Jahreszeitmodell nach dänischem Vorbild, das die Einhaltung der 40-Stunden-Woche ermöglicht.

Dafür lieferten die Referenten gute Argumente. So schilderte der Bremer Schulforscher Hans-Georg Schönfelder, dass sich eine hohe Unterrichtsverpflichtung negativ auf die Bildungsqualität auswirke. Heiko Gosch vom GEW-Bundesvorstand legte dar, dass deutsche Lehrer mit 865 bis 1.072 Zeitstunden Unterricht im Jahr europaweit vorn liegen. Ihnen folgt Finnland mit 679 bis 891 Stunden, am wenigsten lehren Franzosen mit 648 Stunden. Kaija Kutter