Geniale Gruppen

In Wolfsburg verbotenes Rechtsrock-Konzert fand unter Polizeischutz in der Nähe von Uelzen statt. Spontane Gegenkundgebung unterbunden

hamburg taz ■ In Wolfsburg hatten die Behörden ein geplantes Rechtsrock-Konzert am Osterwochenende unterbunden. Dafür fand es im Dorf Molbath bei Uelzen statt. Nach polizeilichen Vorkontrollen am Ortseingang konnten mehr als 400 Neonazis am Samstagabend den Auftritt der Rechtsrockbands Barking Dogs, Selbststeller und Les Vilains genießen.

„Beeilt euch, der Raum ist etwas klein“, begrüßte ein Skinhead seine gerade erst eingetroffenen Kameraden. Gut gelaunt mit Bier in der Hand plauderten Neonazis vor dem Gebäude oder gingen klönend auf den Straßen umher. Die Anwohner der kleinen Ansiedlung wagten sich kaum aus ihren Häusern. „Die Kartoffelscheune hat eigentlich ein Motorradclub gemietet“, weiß einer, Rechte wären „noch nie hier“ gewesen.

Bis nach Mitternacht schallte die Musik von Bands, von denen einige mit dem verbotenen Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ (B&H) verwoben sind, durch den Ort. Auf diese Verbindung hatte die Arbeitsstelle Rechtsextremismus in Braunschweig hingewiesen, weshalb das als Party angemeldete Konzert nicht in der Wolfsburger Gaststätte „Happy Day“ stattfinden konnte. „Der Ort für solche Feierlichkeiten“, hieß es deshalb auf der Skinhead-Website „keinehaare.com“ genervt, sollte „nicht unbedingt schon einen Monat vorher bekannt“ sein. Nach dem Konzert sind die Web-Kommentare durchgängig wohlwollend: „Die Gruppen waren genial, der Raum war gut, die Bierpreise waren in Ordnung, der Kampf muss weitergehen.“

Warum das unterbundene Konzert an anderem Ort stattfinden konnte, ließ ein Polizeisprecher der Lüneburger Bezirksleitzentrale gegenüber der taz offen. Eine spontane Gegendemonstration jedoch untersagte die Polizei, die „mit einem größeren Kräftekontingent“ vor Ort war.

Andreas Speit