Polizei im Glück: Endlich blau

Hanseatische Kaufleute finanzieren der Hamburger Schutzpolizei in Verbundenheit neue blaue Unformen auf einen Schlag. Zinsen für Staatsanleihe werden abgedeckt

Für Ex-Innensenator Ronald Schill war es ein populistischer Schachzug, um von Missständen abzulenken; für den Vizepräses der Handelskammer, Werner Marnette, ist es ein „Herzensanliegen“: Alle 5.500 Hamburger SchutzpolizistInnen bekommen bis zum Sommer 2005 neue blaue Uniformen. Dafür soll der Senat bei den Privatbanken Warburg und Berenberg eine 1,5 Millionen Euro „Staatsanleihe“ aufnehmen, für die die Handelskammer die Bürgschaft und via Sponsoring die Zinsen übernimmt. „Vorbehaltlich, die Bürgerschaft stimmt dem zu“, so Innensenator Udo Nagel gestern bei der Präsentation des Plans in der Handelskammer.

„Seien wir doch ehrlich: Richtig glücklich sind die Hamburger Polizisten nie mit dem Senfgelb und dem Spinatgrün gewesen“, frotzelt Marnette. Deshalb sei der Entschluss des Senats richtig gewesen, als erstes Bundesland wieder zum traditionellen Blau zurückzukehren. Da aber Hamburg wegen der „Haushaltsnöte“ dieses nur etappenweise habe realisieren können, wollte „die Hamburger Wirtschaft mit einem Kraftakt eine dreijährige Umstellungsphase von ‚Alt‘ auf ‚Neu‘ verhindern“, so Marnette.

Denn sonst hätte die „Polizei-Duo-Form“ das Stadtbild beherrscht: einerseits das „Senfgelb und Spinatgrün des Chics von 1975“, andererseits die „funktionale neue blaue Bekleidung“. Marnettes böse Ahnung: „Presse und Fernsehen hätten über Monate ihre Witze gerissen und Satiren geschrieben. Solche Art Klamauk muss der Wirtschaftsstandort Hamburg nicht haben.“

Mit der „Neubeschaffung moderner Uniformen, die dem heutigen Stand nach Funktionalität, Stoffqualität und Design entspricht“, schwärmt Marnette weiter, versuche die Hamburger Wirtschaft, ihre Verbundenheit mit der Polizei zu dokumentieren. Immerhin seien 91.000 Euro von Firmen zusammengekommen. „Der Stadt entstehen damit keinerlei Mehrkosten“, ergänzt Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Dabei betont er, dass die Wirtschaft bereits für die Entwicklung der Uniformen durch den alternden Star-Designer Luigi Colani und die Tom Tailor AG fast 500.000 Euro aufgebracht habe. Für die Anschaffung der Uniformen selbst sei aber die Stadt veranwortlich. „Die Aufgaben sind so verteilt, wie es sich gehört.“

Nagel wird im Juni eine Drucksache zur Genehmigung in die Bürgerschaft einbringen. Er hofft, dass die Hamburger Uniform vielleicht zum Exportschlager werden könnte. „Vielleicht gelingt es, in den kommenden Jahren in allen anderen Bundesländern die traditionelle blaue Uniform wieder einzuführen.“ KAI VON APPEN