Die Zwei-Mann-Show

Blühende Listen Europas (4): Italiens Partei der Schönheit. Ihr Programm: die Rettung der Welt

Quer durch Europa können die Bürger sich am 13. Juni zwischen rechts und links entscheiden. Nur den Italienern aber ist die Option einer ganz anderen Wahl gegeben: ein Kreuz beim „Partito della Bellezza“, bei der „Partei der Schönheit“. Partei ist zwar ein bisschen vollmundig. Genau genommen ist der Club eine Zwei-Mann-Show.

Präsident des Ladens ist Vittorio Sgarbi, studierter Philosoph und laut Eintrag ins Parlamentshandbuch „Polemista“. Die Selbstbeschreibung ist treffend: Sgarbi machte erst auf den Berlusconi-TV-Kanälen und dann in der Berlusconi-Partei Forza Italia Karriere, indem er Gott und die Welt mit Tiraden zukübelte. So brachte er es bis zum Staatssekretär im Kulturministerium, wo er er dem Minister genauso zusetzte wie vorher den politischen Gegnern – und rausflog. Kein Grund für Sgarbi, die Politik bleiben zu lassen.

In Giorgio La Malfa, dem Chef der glorreichen, aber leider auf 0,5 Prozent heruntergekommenen Republikanischen Partei, fand er einen willigen Partner. Gemein haben die beiden außer dem Willen zum Comeback gar nichts: Sgarbi gefällt sich als Skandalnudel und Bohemien, kokettiert mit seinem Ruf als Frauenheld und lässt sich gern in lasziver Pose in Begleitung von Porno-Sternchen auf der heimischen Bettstatt ablichten. La Malfa dagegen verströmt den Charme eines in dreißigjährigem Schalterdienst ergrauten Sparkassenangestellten. Aus den gegensätzlichen Naturellen erwächst aber keinerlei Streitpotenzial. Giorgio La Malfa jedenfalls beruhigt mögliche Anhänger: „Der Sgarbi und ich sehen uns doch gar nicht. Wenn ich morgens aufstehe, geht der doch gerade ins Bett.“

So ist Rund-um-die-Uhr-Engagement garantiert, und das Statut hat es auch in sich: „Die Schönheit wird die Welt retten“, heißt es da – aber damit das klappt, „muss die Schönheit errettet werden, die die sichtbare Harmonie ist, so wie die Vernunft die Harmonie des Geistes ist“. MICHAEL BRAUN