Sing, Sister, sing

Man dachte, die Zeiten wären vorbei, aber nein: New York, der große Schmelztiegel, spuckt Talente aus im Monatstakt. Gerade erst (na ja, ein paar Monate ist es her) Norah Jones, ohne deren samtene Stimme keine Bar der westlichen Hemisphäre, die auf sich hält, mehr auskommt. Und nun dieses Duo aus Brooklyn. Sierra und Bianca Casady nennen sich Coco Rosie, und ihre erste, großartige Platte La Maison de Mon Rêve klingt wie die musikalische Umsetzung eines Drogenentzugs. Der Gesang kippt um in ein Jaulen und Wimmern, im Hintergrund scheppert ein Schlagzeug, und die Gitarre hört sich an, als müsste sie dringend neu gestimmt werden. Coco Rosie stehen auf der Kippe. Bei ihnen gibt es keine Erlösung, selbst wenn die Songs „Jesus Loves me“ oder „Good Friday“ (also: Karfreitag) heißen. Der Legende nach haben die Schwestern ihr Album in einem winzigen Apartment in Paris aufgenommen, in das sie sich acht lange Monate eingeschlossen hatten. Bei so klaustrophobischen Produktionsbedingungen kann man schon mal Alpträume kriegen. Und genau so hören sich die Lieder von Coco Rosie an: wie Alpträume, allerdings von der Sorte, bei der man weiß, dass man einen Alptraum hat. Kein schönes Gefühl. Aber ein hellsichtiges. wie

Mi, 20 Uhr, Weltbühne, Nobistor 24