Eintritt für die Schule

Zu wenige Lehrer in Grundschulen, Behörde bestimmt neue Klassengrößen. SPD sieht in Vorschulgebühren ersten Schritt zum Schulgeld. Kritik auch vom Kinderschutzbund

Gleich zwei schlechte Nachrichten gab es gestern vor Ferienbeginn für Hamburgs Schulleiter. Die Grundschulen müssen mit einem Minus von zwei Prozent an Lehrerstunden rechnen, weil es zu wenig Lehrkräfte gibt. Dies erschwert zusätzlich zu den bereits bekannten Kürzungen bei Sprachförderung und Basisfrequenzen die Organisation des Stundenplans. Und für die Bildung der neuen Klassen gelten jetzt auch offiziell die neuen „Organisationsfrequenzen“, die erheblich über den bisherigen Werten liegen. So sollen 1. Klassen künftig 27 Schüler haben, 5. Klassen an Gymnasien gar 29.

Wie die taz berichtete, hatte die Bildungsbehörde diese „Organisationsfrequenzen“ an Parlament und Öffentlichkeit vorbei intern festgelegt. Sie wurden erst Anfang Juni durch eine Kleine Anfrage der SPD bekannt und von Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow bestätigt. Dieser räumte gestern auch den Lehrermangel ein: „Wir haben leider einen hohen Krankenstand im Grund-, Haupt und Realschulbereich“. Es sei aber beabsichtigt, dies zum Schulstart durch „Einzelzuweisungen und Honorarkräfte“ auszugleichen.

Unterdessen gibt es heftige Kritik des Kinderschutzbundes an der Streichliste des Senats für den Haushalt 2005/2006. „Egal ob Streichung der kostenfreien Vorschulklassen, der Sprachförderung, der Kinderkuren, der Schülerfahrkarten oder des Schwimmunterrichts, jede dieser Maßnahmen an sich ist erheblich kinderunfreundlich“, erklärte der Vorsitzende Wulf Rauer: „In ihrem Zusammenwirken sind sie skandalös.“ Rauer appellierte an die Bürgerschaftsabgeordneten, in einer „Koalition der Vernunft“ dafür zu sorgen, dass diese Sparbeschlüsse keinen Bestand haben.

Unterdessen haben die SPD-Deputierten der Bildungsbehörde für morgen eine „dringliche Sondersitzung“ beantragt, weil die Streichliste dort nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, beraten wurde. Besonders dramatisch seien die Gebühren für Vorschulklassen, kritisierte Gerhard Lein von der „Arbeitsgemeinschaft für Bildung“ der SPD: „Hier wurde nicht bedacht, dass vom Schulbesuch zurückgestellte Kinder laut Schulgesetz in Vorschulklassen gehen müssen.“ Sollten hier von den Eltern Gebühren verlangt werden, sei dies „ein erster Schritt zur Einführung eines Schulgeldes“.

KAIJA KUTTER