Mehr Öl als vergangenes Jahr

Die neue Esso-Studie zu den weltweiten Ölreserven: Vorräte, Förderung und Bedarf gestiegen. Opec-Anteil nimmt zu. Andere Experten sehen Probleme bei Förderung

BERLIN taz ■ Die Prognose der weltweiten Ölreserven fiel 2004 eher bescheiden aus: Ein Jahr nach dem überraschenden Anstieg der Ölreserven um 17,9 Prozent durch die Einbeziehung von so genannten Ölsanden in Kanada, fiel die Prognose 2004 eher bescheiden aus. Der Ölkonzern Esso meldete gestern in Hamburg in seinem jährlichen, „Oeldorado“ genannten Bericht einen globalen Reservenanstieg von 4,4 Prozent. Das entspricht einem noch nie erreichten Vorrat von 171,7 Milliarden Tonnen. Vor allem trug eine Neubestimmung der Reserven in Iran mit 5 Milliarden Tonnen zu der Erhöhung bei.

Die globale Ölförderung stieg ebenfalls im Jahr 2003. Während der Produktion 2002 leicht fiel, wurden vergangenes Jahr 3,7 Milliarden Tonnen aus dem Boden gepumpt, ein Zuwachs von 3,7 Prozent. Der Löwenanteil dieser Erhöhung stammte aus dem Nahen Osten, wo 95 Millionen Tonnen mehr gefördert wurden. Damit stieg der Opec-Anteil an der Weltförderung auf 39,6 Prozent.

Die steigende Förderung konnte jedoch nicht die steigenden Ölpreise dämpfen. Schuld war vor allem der höhere Verbrauch, so der Bericht: 1,9 Prozent mehr Öl wurde im Jahr 2003 verbraucht, allein 20 Millionen Tonnen mehr in China.

Laut Esso ist angesichts der Erschließung neuer Quellen in absehbarer Zeit ein Ende der Ölreserven nicht zu befürchten. Kjell Aleklett von The Association of Peak Oil & Gas (Aspo; www.peakoil.net) sieht das Problem anderswo. Die Reserven, so Aleklett, seien lange nicht so wichtig wie die Förderungskapazitäten: Je älter die Ölfelder, desto schwieriger sei es, das Öl zu fördern. „In älteren Ölfeldern ist es nicht möglich, mehr Öl aus dem Boden zu pumpen, nur weil man mehr Reserven in einen Bericht schreibt“, so Aleklett. „Wir können heute nicht so schnell pumpen wie vor 20 Jahren.“ Die Förderung werde demnach 2008 ihren Gipfel erreichen. Aspo ist eine internationale Denkfabrik, die sich mit der Zukunft des Öls befasst. CHARLES HAWLEY