Ein Exzentriker und Querulant

Kurz bevor er zu einem Comeback ansetzen konnte, ist der Funk-Pionier Rick James im Alter von 56 Jahren gestorben

Zuletzt stand eigentlich alles zum Besten: Erst kürzlich hatte er ein neues Album aufgenommen, das 2005 veröffentlicht werden sollte. Er schrieb seine Memoiren – unter dem Arbeitstitel „Memoirs of a Super Freak“ – und verhandelte mit Produktionsfirmen über die Verfilmung seines Lebens. Und zuletzt stand Rick James im Rampenlicht, als er im Juni 2004 in Los Angeles von der US-amerikanischen „Vereinigung der Autoren und Komponisten“ mit einem Preis für sein Lebenswerk als R’n’B-Star ausgezeichnet wurde.

Am Freitag ist Rick James nun überraschend im Alter von 56 Jahren gestorben. Ein Assistent des Musikers fand die Leiche des Alleinstehenden am Morgen in dessen Haus in Los Angeles und alarmierte die Polizei. Rick James hinterlässt drei Kinder, darunter seine Tochter Ty, die als angehende Rapperin bereits in die Fußstapfen ihres Vaters tritt.

Der war bereits 1965 – mit der Band Mynah Birds und an der Seite von Neil Young – ins Musikgeschäft eingestiegen. In den Siebzigerjahren leitete er mit seinem exzentrischen „Punk Funk“ und seiner Selbstinszenierung als Sexsymbol eine Stilwende beim Motown-Label ein und beeinflusste mit seinem markanten Bass-Spiel viele Nachfolger. Er hätte ein zweiter Prince werden können, der damals mit einem ähnlichen Cross-over viele weiße Fans für „schwarzen“ Funk begeistern konnte. Doch Drogenvergehen und andere Straftaten brachten Rick James wiederholt hinter Gitter und seine Karriere vorübergehend zum Stillstand. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange leben würde“, sagte Rick James 2002 in einem Interview. „Ich glaubte, ich würde wie Jimi Hendrix an einer Überdosis Drogen sterben.“

Seine Schaffensperioden ließen sich stets an der Farbe seiner Haare ablesen. Demzufolge hatte Rick James Mitte der Achtzigerjahre seine blonde Phase erreicht, als er für Eddie Murphy dessen Hit „Party all the Time“ schrieb. Zu diesem Zeitpunkt agierte Rick James bereits eher im Hintergund, als Produzent und Hitschreiber für andere, für Smokey Robinson und The Temptations etwa. Für seinen eigenen Hit „Super Freak“ war Rick James schon 1981 für einen Grammy nominiert gewesen. Zehn Jahre später zitierte der Rapper MC Hammer die berühmte Bassline in seinem Hit „U Can’t Touch This“ und konnte damit einen der begehrten Musikpreise gewinnen.

Schlagzeilen machte Rick James zuletzt eher als Querulant: Mal kam er 1997 zur Premiere von „Jackie Brown“, nur um Regisseur Quentin Tarrantino vorzuwerfen, er beute die afroamerikanische Kultur aus. Oder er verklagte 1984 die Komponisten des ersten „Ghostbusters“-Films, weil er meinte, die hätten bei ihm abgekupfert. 1993 wurde er von zwei Frauen wegen Körperverletzung belangt und zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Nach ersten Ermittlungen geht die Polizei von einem „natürlichen Tod“ aus, was immer das bei einem so langjährigen Drogenkonsum heißt. Eine Autopsie ist geplant. DANIEL BAX