Google leicht gefleddert an der Börse

Es ist so weit: Der Handel mit den Aktien der weltweit größten Suchmaschine startet. Doch wird er dem Unternehmen weniger Geld als erwartet einspielen. Das sind aber immer noch satte 23 Milliarden Dollar. Die Konkurrenz schreckt das indes nicht

VON REINER METZGER

Nach großem Bohei ist die Internetsuchmaschine Google endlich an der New Yorker Börse gelistet. Gestern sollte der Handel starten, und zwar mit dem Verkaufskurs der Aktie von 85 Dollar. Ursprünglich hatte Google gehofft, seine Anteilscheine in einer tagelangen Online-Auktion mit maximal 135 Dollar pro Stück verkaufen zu können. Zu diesem Preis hatte es aber offensichtlich nicht genug Käufer gegeben. Statt der beabsichtigten 25,7 Millionen wurden auch nur 19,6 Millionen Stück verkauft.

Der momentane Börsenwert des Unternehmens – Aktienkurs multipliziert mit der Zahl der Aktien – wird mit 23 Milliarden Dollar angegeben. Damit ist Google ein Schwergewicht in der Internetbranche, auch wenn der urspünglich angepeilte Wert von 36 Milliarden bei weitem verfehlt wurde. Zum Vergleich: Der weltgrößte, aber wenig profitable Autohersteller General Motors ist 24 Milliarden wert, das Auktionshaus eBay 53 Milliarden und Microsoft als größter Softwaremonopolist bringt es auf etwa 280 Milliarden Dollar.

Larry Page (31) und Sergey Brin (30) hatten die Firma 1998 als College-Studenten gegründet. Sie sowie ihre Vorstände hoffen nun auf einen steigenden Börsenkurs. Die Gründer und andere Alteigentümer von Google-Aktien verkaufen 5,5 Millionen Stück, der Rest sind neu ausgegebene Aktien.

Für die 2.300 Menschen starke Belegschaft ist die Nachricht zwiespältig. Einige hundert von ihnen halten Aktienoptionen für insgesamt 30 Millionen Stück. Doch die sind nun weniger wert als zunächst gehofft. Trotzdem sind viele der Optionsbesitzer über Nacht zu Dollar-Millionären geworden. Allerdings dürfen sie ihre Anrechte nur nach bestimmten Regeln in Cash umwandeln.

Im Durchschnitt benutzt mehr als die Hälfte aller Suchenden im weltweiten Internet ein Programm von Google. Der nächste Konkurrent ist abgeschlagen das Portal Yahoo mit gut 20 Prozent. Wirklich gefährlich will Google künftig die amtierende Nummer drei werden, nämlich Microsoft: Über deren Internetdienst MSN suchen derzeit nur gut 9 Prozent. Aber Steve Ballmer, der Microsoft-Vorstandschef, hat bereits eine neue Suchtechnik vorgestellt.

Google sieht sich bisher jedoch wenig gefährdet. Auch ohne einen Börsengang fährt die Firma einen Gewinn von 500 Milliarden Dollar jährlich ein. Dies ermöglichen Einnahmen aus teilweise maßgeschneiderten Werbeanzeigen, die bei jeder Suche am Rand des Bildschirms auftauchen. Außerdem expandiert Google – in den E-Mail-Service sowie den Online-Vertrieb von Bildern, Musik und Video.

In diesen Sparten allerdings trifft die Firma aus dem kalifornischen Mountain View auf harte, etablierte Konkurrenz. Und auch ein Profit von einer halben Milliarde kann etwa einen Verfolger Microsoft nicht schrecken: Die Software-Krösusse aus Seattle machen einen Gewinn von 1 Milliarde – pro Monat.

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